Während des ganzen Flugs rüttelte der Flieger wie eine alte Waschmaschine im Schleudergang. Doch Turbulenzen ist A. P.* gewohnt, schliesslich fliegt er wöchentlich. Die Landung in Kloten ZH jedoch wird Passagier P. nicht so schnell vergessen. «Alle waren totenstill. Das habe ich noch nie erlebt», schildert er den Vorfall, der sich vor zwei Wochen ereignet hat, am 9. Juni. Er belegt sein Erlebnis mit Bild- und Tonmaterial.
Im Swiss-Flieger von Oslo nach Zürich stieg das wichtigste von drei Hydrauliksystemen aus. Der Airbus A320 gilt als sicher und zuverlässig, ein treues Lasttier der Luftfahrt. Eigentlich. Aber dieser 23 Jahre alte Esel bockte.
Mehrere Bremsklappen an den Tragflächen funktionierten nicht mehr. Das Fahrwerk musste der Pilot sogar manuell ausklappen. Der Flieger landete vorsorglich auf Piste 34, der längsten in Kloten. Unten warteten bereits Feuerwehr und Ambulanzfahrzeuge. Kurz vor dem Stillstand gab der Pilot den Befehl: «Crew at stations», das Zeichen für eine mögliche Evakuation.
Stewardessen lagen sich in den Armen
Draussen tauchten Feuerwehrleute auf, die mit Taschenlampen überprüften, ob Hydraulikflüssigkeit auslief. Wenn sie auf die heissen Bremsen tropft, kann sich die Maschine in einen Feuerball verwandeln – der grösste Horror nach der Landung überhaupt! Als endlich Entwarnung folgte, lagen sich die Stewardessen in den Armen. Die Maschine wurde von der Piste geschleppt, der Pilot bot verunsicherten Passagieren ein Vieraugengespräch an.
Was keiner von ihnen wussten: Nur Stunden zuvor war bereits eine andere Swiss-Maschine ausgestiegen, auch diese ein Airbus A320. Der zweite Oldie war von Zürich nach Amsterdam unterwegs , als er wegen eines kaputten Belüftungsventils umkehren musste.
Ersetzt wurde er just mit jener Maschine, die nun kurz später auf neuer Strecke ebenfalls schlappmachte. Ein Pannenflieger ersetzte einen anderen Pannenflieger.
Swiss lässt Jets in Jordanien warten
Die Swiss bestätigt die Probleme, spielt sie aber herunter. Es habe zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr für Passagiere und Crew bestanden. Das Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) dagegen spricht von sicherheitsrelevanten Ereignissen. Die Einstufung der Vorfälle sei noch am Laufen.
Bereits vergangene Woche berichtete SonntagsBlick über das Langstrecken-Chaos bei der Swiss. Nun die neue Pannenserie – was ist mit unserer Airline los?
Eine mögliche Erklärung: Neuerdings lässt die Swiss einige ihrer Jets im Ausland warten, etwa in Jordanien. Seither sorgt sich die Airline über sicherheitsrelevante Mängel, wie die «Schweiz am Wochenende» jüngst berichtete. Die Zeitung erwähnte ein internes Swiss-Schreiben, in dem die Qualität bei den Unterhaltsarbeiten bemängelt wird. Die Schweizer schicken nun mehr eigene Techniker nach Jordanien.
Ist die Wartung schuld an den jüngsten Pannen? Die Swiss betont, dass sämtliche Flugzeuge der Flotte den Vorgaben von Herstellern und Behörden entsprechen würden. Und auch das Bazl sieht «punkto Lufttüchtigkeit der Swiss keine Beanstandungen».
Die Passagiere der Pannenflieger sehen das wohl etwas anders.
*Name der Redaktion bekannt