Es sind irre Szenen, die sich am Mittwochnachmittag in Uster ZH abspielen: Eine Frau bleibt mit ihrem Kombi auf einem Bahnübergang stehen, als die Schranken nach unten gehen. Ein Mann eilt ihr zu Hilfe, versucht, das Auto von den Gleisen zu manövrieren – ohne Erfolg. Die S15 kracht in den Kombi.
Nun ermittelt die Kantonspolizei Zürich. «Es muss geklärt werden, wieso das Auto auf den Gleisen stand und ob eventuell strafbare Tatbestände vorliegen», sagt Kapo-Sprecher Ralph Hirt zu BLICK.
Barrieren haben Sollbruchstellen
Klar ist hingegen: Der unbekannte Helfer hatte jede Menge Glück. Bei dem Zug-Crash wurde er nur leicht verletzt. Um der Frau zu helfen, riskierte er sein Leben.
Dabei hätte es eine bessere Lösung gegeben. Gas geben und die Schranke durchbrechen. Das rät die Kantonspolizei Zürich. Denn: «Die Schrankenbäume haben eine Sollbruchstelle und sind so konstruiert, dass sie auch mit einem Kleinwagen durchbrochen werden können», so die Polizei in einer Mitteilung.
Falls der Motor des Autos nicht mehr anspringt: Sofort den Wagen verlassen und die 117 alarmieren. Das rät auch die SBB.
Nett gemeint, falsch gemacht
Die aufwendige Manövrier-Aktion des Helfers in Uster ist für Willi Wismer, Präsident des Zürcher Fahrlehrer-Verbands, unbegreiflich. In so einer Situation das Auto weg zu manövrieren, ist für den Fahrlehrer definitiv die falsche Reaktion. «Wenn die Schranken unten sind, bedeutet das: Ein Zug kommt. Dass da nicht viel Zeit zum Manövrieren ist, sollte eigentlich klar sein.»
Das Fazit des Fahrlehrers: «Der Helfer hat es gut gemeint, aber falsch gemacht!» Dass es überhaupt so weit kommen musste, findet Wismer schlimm. Denn die Regel vor Bahnübergängen ist klar: Autofahrer müssen vor der Barriere stehenbleiben, wenn sie nicht komplett den Bahnübergang passieren können.
Doch nicht alle halten sich dran. Sei es aus Eile, Unachtsamkeit oder Unwissen. Denn: «Wir haben in der Schweiz immer weniger Bahnübergänge. Viele Leute sind sich einfach nicht mehr daran gewöhnt», so Wismer.