Mit dem Ja zur Energiestrategie 2050 stimmte das Schweizer Stimmvolk am Sonntag auch für das Verbot von neuen Atomkraftwerken. Damit produziert die Schweiz in Zukunft weniger Atommüll.
Wo dieser gelagert werden soll, ist noch offen. Im Rennen sind die Regionen «Zürich Nordost» im Zürcher Weinland und «Jura Ost» beim aargauischen Bözberg. An beiden Orten gibt es erbitterten Widerstand gegen die Pläne des Bundes. Die Gemeinden wollen nicht, dass die Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) ebendiesen Müll unter ihren Häusern vergräbt.
Ein Blick auf die gestrigen Abstimmungsresultate zeigt: Heftige Opposition gegen Endlager-Pläne und eine positive Haltung gegenüber Atomkraftwerken schliessen sich offenbar nicht gegenseitig aus!
Kanton Zürich sagte Ja, Endlager-Gemeinden Nein
So stimmte zwar der Kanton Zürich mit 59 Prozent deutlich für das Energiegesetz. Die möglichen Atommüll-Gemeinden Benken, Marthalen und Trüllikon aber sagten Nein.
Vielleicht spielte die Atom-Frage aber auch nicht eine entscheidende Rolle, wie die Gemeindepräsidentin von Benken, Beatrice Salice, meint. «Benken hat nur eine Ortspartei: die SVP. Das sagt schon alles», sagt die parteilose Salice zu BLICK. Die SVP war gegen die Energiestrategie 2050 und hatte das Referendum ergriffen.
Ähnlich ist das Bild beim zweiten möglichen Standort rund um Bözberg AG. Sieben von acht betroffenen Gemeinden sagten Nein zum Energiegesetz und damit zum Atomausstieg.
Ländlich und viele SVP-Wähler
«Wir sind eher ländlich, der Anteil von SVP-Wählern ist hoch», sagt der Bözberger Gemeindeammann Peter Plüss zu BLICK. Er sieht zwar den Zusammenhang mit dem Atomausstieg und dem möglichen Atomendlager in der Region. Er glaubt aber, dass die Stimmbürger grundsätzlich gegen das Energiegesetz waren.
Zudem würden viele Leute in der Branche arbeiten, so beim nahen AKW Beznau oder dem Zwischenlager in Würenlingen AG.
Die Standort-Gemeinden unterscheiden sich damit nicht gross vom ganzen Aargau. Der «Atom-Kanton» sagte mit 51,7 Prozent Nein zur Energiestrategie 2050. Am klarsten war das Resultat in der AKW-Gemeinde Leibstadt. Dort sagten 82 Prozent Nein zum Atomausstieg. (sas)