Justiz ist mit Schläger überfordert
So teuer waren Carlos' Gefängnisaufenthalte

In den vergangenen Jahren wurde der verurteilte Kriminelle Carlos von Knast zu Knast gezügelt. Nirgendwo kam man mit ihm klar. Die Kosten für seine Odyssee sind gigantisch.
Publiziert: 19.10.2019 um 11:42 Uhr
|
Aktualisiert: 19.10.2019 um 17:45 Uhr
1/6
Carlos muss Ende Oktober vor Gericht.
Foto: Blick

Eine Dokumentation des SRF über den renitenten Schläger Carlos* (23) sorgte 2013 schweizweit für Empörung. Um den damals noch jugendlichen Kriminellen zu resozialisieren, wurden 29'000 Franken ausgegeben – pro Monat. Zu Carlos' «Sondersetting» damals gehörten unter anderem Thaibox-Training und eine Vierzimmer-Wohnung. 

Der mehrfach verurteilte Straftäter liegt der Schweiz weiterhin auf dem Portemonnaie. Und wie: Eine Hochrechnung der «Schweiz am Wochenende» schätzt, dass seine Unterbringung in den verschiedensten Gefängnissen in den vergangenen vier Jahren über eine Million Franken gekostet haben soll!

20'000 Im Aargau, 15'000 in Zürich

Kein Gefängnis der Schweiz scheint mit Carlos klarzukommen. Am 30. Oktober steht der nächste Gerichtsprozess an: wegen 29 Delikten, die er ausschliesslich hinter Gittern begangen haben soll. 

So schiebt die Schweizer Justiz den Straftäter von einem Gefängnis zum nächsten. Im Juni dieses Jahres brachte man ihn in der Strafanstalt Lenzburg unter. Pro Monat soll der Kanton Aargau für Carlos etwa 20'000 Franken in Rechnung gestellt haben. Trotz teurer Massnahmen liess der Insasse sich nicht bändigen. Nun ist er zurück in Zürich, in der Strafanstalt Pöschwies. Seine Unterbringung hier kostet gemäss der Zeitung 15'000 Franken. 

Neue Schutzkleidung, vier Zellen, Spezial-Personal

Die Zahlen seien allerdings mit Vorsicht zu geniessen. Die Tarife entsprechen den Ausgaben für einen durchschnittlichen Insassen. Carlos dürfte teurer sein: Das Gefängnis Pöschwies zum Beispiel richtete ihm gleich vier Zellen speziell ein, eine Zelle wurde pink angestrichen. Das Personal liess man zudem speziell trainieren und stellte neue Schutzausrüstung bereit.

Bilanz: 800'000 Franken sollen für seine Gefängnisaufenthalte ausgegeben worden sein. Hinzu kommen die Kosten für Gerichtsprozesse, Verlegungen, Gutachten und die Schäden der Ausraster. Der Betrag dürfte die Million also klar übersteigen.

Beim Gerichtstermin Ende Oktober muss nun erneut über Carlos' Strafmass entschieden werden. Gemäss Anklageschrift soll er Mitinsassen, Polizisten und Aufseher verprügelt haben. Sogar eine Verwahrung wäre jetzt möglich. Dann würde der teure Straftäter auf zunächst unbestimmte Zeit hinter Gitter bleiben. (hah)

* Name geändert

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?