Jugendgewalt nimmt ab, aber
Sex-Täter werden immer jünger!

Jugendliche im Kanton Zürich sind heute weniger gewalttätig als noch vor einigen Jahren. Deutlich abgenommen haben Raub und Erpressung. Am wenigsten deutlich ist der Rückgang bei sexueller Gewalt an Minderjährigen.
Publiziert: 05.05.2015 um 10:09 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 19:07 Uhr

Verändert hat sich bei sexueller Gewalt jedoch das Täterprofil: weg vom erwachsenen Täter aus dem familiären Umfeld hin zu gleichaltrigen oder etwas älteren Tätern, die ihre Opfer im Ausgang kennenlernen. Die Opfer von sexueller Gewalt sind fast ausschliesslich Mädchen.

Das zeigt eine Studie der Kriminologischen Forschungseinheit der ETH Zürich zu Gewalterfahrungen Jugendlicher im Kanton Zürich. Zum dritten Mal nach 1999 und 2007 hat ein Team um den Kriminologen Denis Ribeaud im vergangenen Jahr rund 2500 Neuntklässler befragt.

Gemäss der Studie - sie wurde am Dienstag in Zürich vorgestellt - erleiden 18 Prozent der Mädchen in Paarbeziehungen sexuelle Gewalt. Rund ein Viertel der Jugendlichen in Paarbeziehungen gaben an, im vergangenen Jahr physische Gewalt durch ihren Partner oder ihre Partnerin erlitten zu haben.

Meist gehe es darum, die Selbstbestimmung des Partners oder der Partnerin einzuschränken, heisst es in der Studie. Dabei neigten sowohl Jungen als auch Mädchen in einer Partnerschaft eher zu Gewalt, wenn sie in traditionellen Rollenbildern verhaftet seien, also Männer in der Beziehung eine dominierende Stellung einnehmen.

Erstmals untersucht haben die Wissenschaftler das Phänomen Cybermobbing. Sie kommen dabei zum Schluss, dass Mobbing allgemein immer noch die im Jugendalter am häufigsten erlebte Form von Gewalt darstellt - und das trotz sinkender Tendenz. Mobbing mittels digitaler Medien sei heute ähnlich verbreitet sie «traditionelles» Mobbing und werde oft auch von denselben Tätern verübt.

Insgesamt stellen die Wissenschaftler einen Rückgang bei allen untersuchten Formen der Gewalt fest. Die Studie bestätige damit die polizeiliche Kriminalstatistik, stellte Ribeaud fest.

Laut dem Kriminologen geht es insbesondere auf den Strassen, im öffentlichen Verkehr, aber auch in Bars und Clubs heute friedlicher zu als noch vor wenigen Jahren. Mit dem Rückgang der Gewalttaten im öffentlichen Raum sei auch die Gewalt zwischen einander unbekannten Personen seltener geworden.

Ribeaud erklärt sich das mit der erhöhten Präsenz der Polizei an den Brennpunkten von Gewalt und mit der Präventionsarbeit im Kanton Zürich. Ein weiterer Grund könne sein, dass Jugendliche ihre Freizeit anders gestalteten und heute mehr Zeit zu Haus verbringen als noch vor einigen Jahren.

Dies könne auch erklären, weshalb nicht nur Gewalt, sondern auch sämtliche andere Formen der Jugenddelinquenz wie Vandalismus oder Diebstahl zurückgegangen seien.

Die Wissenschaftler stellen aber auch fest, dass einzelne Opfer häufig mehrere Gewalttaten erleiden und Gewalttäter einem stetig wachsenden Risiko ausgesetzt sind, selbst Opfer von Gewalt zu werden.

Insgesamt konzentriere sich Gewalt immer mehr in «gewaltaffinen Milieus», in denen Opfer- und Täterrolle zunehmend verschmelzen. An diesen Orten müssten laut Ribeaud Massnahmen zur Gewaltprävention und -interventionen noch stärker auf diese Hochrisikogruppe ausgerichtet werden. (SDA)

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