Es war ein Abgang in Raten. Erst musste Peter Rüegger (56), Chefermittler der Zürcher Stadtpolizei «seine» Sittenpolizei abgeben – nun verliert er den ganzen Job. Rüegger hatte 2013 seine Kollegen von der Sitte monatelang – wie Schwerverbrecher – überwachen lassen.
«Es bestanden unterschiedliche Auffassungen in Führungsfragen, die letztlich dazu führten, dass sich Hauptmann Peter Rüegger entschied, sich ausserhalb der Stadtpolizei Zürich neu zu orientieren», schrieb Stapo-Kommandant Daniel Blumer am 26. März in einem Mail seinem Corps. Man habe ihm jedoch klar signalisiert, «sein fundiertes Fachwissen weiterhin bei der Stadtpolizei einzubringen».
Doch die schönen Worte täuschen nicht über tiefgreifende Differenzen zwischen dem Kommandanten und seinem Chefermittler hinweg.
Rückstufung als «Gesichtsverlust» für Rüegger
«Es gab vier, fünf Vorfälle, die zu Fragen über sein Führungsverhalten führten», bestätigt Stapo-Medienchef Marco Cortesi. «Dies führte zum Entscheid des Kommandanten, Hauptmann Rüegger wohl als Fachoffizier, jedoch ohne wesentliche Führungsverantwortung, weiter zu beschäftigen.»
Dies hatte Blumer bereits am 6. Februar in einem vertraulichen Mail an seine Untergebenen angetönt. «Peter Rüegger wird in den nächsten Tagen die Gelegenheit haben, zu den Ergebnissen der Abklärungen und den vorgesehenen personalrechtlichen Massnahmen Stellung zu nehmen.»
Doch Rüegger akzeptierte seine Rückstufung scheinbar nicht und kündigte. «Er sah dies offenbar als Gesichtsverlust», sagt ein Polizei-Insider.
Zu diesem Zeitpunkt war der gewesene Ermittlungschef bereits krankgeschrieben. An seinem Gesundheitszustand scheint sich nichts verändert zu haben. Er wird bis zu seinem Weggang Ende Juni nicht mehr an seinen Arbeitsplatz zurückkehren, vermeldete Blumer.
BLICK hatte ziemlich genau vor einem Jahr exklusiv über die Personalie Rüegger berichtet. Auch unbeteiligte Polizeibeamte hatten den Ermittlungschef schwer kritisiert: «Teilweise geriet durch seine völlig überrissenen Ermittlungen die ganze Abteilung unter Generalverdacht», so ein Beamter. Der gewesene Chefermittler Peter Rüegger war für BLICK für eine Stellungnahme nicht erreichbar.
Der Abschluss der Strafuntersuchung gegen ein halbes Dutzend angeblich korrupter Sittenpolizisten lässt weiter auf sich warten. Bislang resultierten lediglich zwei Strafbefehle der Staatsanwaltschaft. Zu bedingten Geldstrafen verurteilt wurden ein Milieu-Wirt sowie ein Stapo-Beamter. Grund: Der Beizer hatte den Polizisten am Zürcher Oktoberfest zu einem halben Güggeli eingeladen.