In Zürcher Amtsstube verhaftet und 4 Wochen hinter Gittern wegen Drogen, Graffiti, Kinderpornos
Wildes Treiben um Betreibungsbeamtin

Eine Angestellte eines Betreibungsamtes in Zürich wurde mitten in der Arbeit verhaftet – und sass mehrere Wochen hinter Gittern. Es geht um pikante Vergehen: Drogen, Kinderpornos und Sprayereien.
Publiziert: 09.03.2019 um 00:03 Uhr
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Aktualisiert: 09.03.2019 um 08:59 Uhr
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Rechnungsführerin Sandra T. wurde auf einem Zürcher Betreibungsamt verhaftet.
Foto: zVg
Michael Sahli

Am 15. November 2018 eilen mehrere Polizisten in ein Stadtzürcher Betreibungsamt. Sie sind gekommen, um eine Mitarbeiterin, die Rechnungsführerin Sandra T.* (40), zu verhaften. Vor den Augen der Kollegen wird die Betreibungsbeamtin abgeführt – und mehr als einen Monat hinter Gitter gesteckt. Auffällig: Bei der Aktion in der Amtsstube waren nicht nur Zürcher Beamte, sondern auch Kollegen aus dem Kanton Schaffhausen im Einsatz. Was war passiert?

BLICK-Recherchen zeigen: Ins Rollen kam der Fall fünf Tage zuvor. «Schaffhauser Polizei nimmt Sprayer fest», heisst es damals in einer Medienmitteilung. Drei Personen werden bei der Aktion verhaftet. Zudem werden Spraydosen und mit Farbe verschmierte Kleider beschlagnahmt. Eine Person wird verdächtigt, als «Fahrer» und «Aufpasser» anwesend gewesen zu sein – es ist Sandra T., die Betreibungsbeamtin. 

Amtschef will Vorwürfe nicht kommentieren

Damit nicht genug. Bei weiteren Ermittlungen gegen die drei mutmasslichen Sprayer habe man dann «Zufallsfunde» gemacht, so die Zürcher Staatsanwaltschaft zu BLICK. Konkret ist man auf kinderpornografisches Material und eine nicht unerhebliche Menge an Drogen gestossen. Keiner der Vorwürfe habe etwas mit einer amtlichen Tätigkeit von Sandra T. zu tun, will der Staatsanwalt festgehalten haben. Und: Eine zweite Person befinde sich nach wie vor in Haft.

Rechnungsführerin Sandra T. kommt nach fast fünf Wochen wieder auf freien Fuss – und darf wieder im Amt arbeiten. Obwohl laut Staatsanwaltschaft ein Verfahren eröffnet wurde. «Kein Kommentar», heisst es von ihrem Chef dazu. Bei der Stadt Zürich sagt man: «Eine Freistellung setzt voraus, dass die mutmassliche Straftat einen Bezug zur dienstlichen Tätigkeit des Mitarbeitenden aufweist.»

Als BLICK Sandra T. mit den Vergehen konfrontiert, fliessen die Tränen. «Ich habe mit der ganzen Sache nichts zu tun. Ich bin das eigentliche Opfer», sagt sie. Und schiebt die ganze Schuld auf ihren Partner. Bei ihm handle es sich ebenfalls um einen der Sprayer von Schaffhausen. Sandra T. dazu: «Ich habe ihn nur abgeholt!» Ihr Partner sei auch die Person, die noch immer in U-Haft sitze: «Ich werde mich von ihm trennen, sobald er wieder draussen ist.»

Beamtin will nichts von Drogen und Pornos gewusst haben

Zwar habe sie gewusst, dass der Freund grössere Mengen Cannabis in der gemeinsamen Wohnung lagere. Aber: «Das war nur zu seinem Eigenbedarf. Als unsere Wohnung durchsucht wurde, hatte er gerade frisch eingekauft.» Andere Substanzen seien nicht gefunden worden. Auch von Kinderpornos will sie nichts gewusst haben. «Bei einer Befragung hat mir die Polizei plötzlich das Foto eines nackten Kindes vor die Nase gehalten. Ich bin noch immer völlig schockiert», erklärt sie dazu.

Der Partner konnte sich gegenüber BLICK nicht äussern, da er noch immer in Haft sitzt. Es gilt die Unschuldsvermutung.

*Name geändert

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