Der deutsche Politiker Jens Spahn trat die Debatte los: «Mir geht es zunehmend auf den Zwirn, dass in manchen Berliner Restaurants die Bedienung nur Englisch spricht», sagte der CDU-Mann. «Auf so eine Schnapsidee käme in Paris sicher niemand.»
Auch in der Schweiz grassiert der Englisch-Virus. Wer in Zürich in ein Restaurant geht, wird teilweise nicht mehr mit Grüezi, sondern mit Hello angesprochen. Und das nicht, weil er dank Zürcher Stadtkarte und Fotoapparat aussieht wie ein Tourist, sondern weil auch hier einfach Englisch gesprochen wird.
Englisch für ein internationales Flair
Für Zürcher Lokale wie das Kennedys Irish Pub oder das Fork and Bottle ist eine englischsprachige Bedienung ein wichtiger Teil des Geschäftskonzepts: «Da wir ein irisches Pub sind, soll die englische Sprache die Atmosphäre unterstreichen. Alle unsere Mitarbeiter sprechen Englisch mit den Kunden», sagt der Manager des Kennedy Irish Pubs zu BLICK.
Auch der Besitzer des Fork and Bottle meint, dass ein solches Konzept von den Kunden gewünscht wird: «Viele Gäste kommen gerade wegen des amerikanischen Flairs zu uns.» Schliesslich werden hier vor allem Burger serviert.
Das Englischphänomen beschränkt sich nicht nur auf die Gastronomie. So führt die Schweizer Fitnesskette Silhouette ihre Gruppenkurse hauptsächlich auf Englisch durch. «Die Instruktoren werden angewiesen, mit den Kunden Englisch zu sprechen», sagt eine Mitarbeiterin des Centers. Der Grund: Viele Besucher kämen aus dem Ausland und sprächen kein Deutsch.
Deutschkenntnisse sind zweitrangig
Doch was halten Einheimische von diesem Konzept? «Als Schweizer kommt man sich schon ein wenig blöd vor, wenn man im Restaurant in holprigem Schul-Englisch sein Essen bestellen muss», sagt ein Fork-and-Bottle-Gast zu BLICK. «Vor allem, wenn der Kellner perfekt Englisch spricht.»
Beim Kennedy Irish Pub scheitert man ohne Englischkenntnisse schon bei der Tischreservation. Wer in der Bar anruft, muss sich darauf einstellen, sein Anliegen auf Englisch vorzutragen, da nicht alle Angestellten Deutsch sprechen.
Der Manager des Irish Pubs, Kris Watkins ist Waliser. Der Besitzer des Fork and Bottle, stammt aus Boston und spricht nicht fliessend Deutsch. In beiden Lokalen gilt: Englischkenntnisse sind für Mitarbeiter ein Must – Deutsch oder eine andere Landessprache zweitrangig.
Auf die Frage, ob es schon Beschwerden bezüglich der Sprache gegeben hat, sind sich beide Lokale einig. «Natürlich gab es in der Vergangenheit schon Vorfälle, bei denen sich die Kunden über die englische Bedienung beschwert haben. Generell sind die Reaktionen aber überwiegend positiv», sagt Watkins.
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