Im Sommer ging der alte Pächter der «Sonne» im Zürcher Kreis 4 pleite. Es entbrannte ein Schlagabtausch zwischen Eigentümer und Ex-Pächter in der Presse. Während der ehemalige Wirt Alain Pasche (52) dem Vermieter Mietzinswucher vorwarf und auch die Behörden anprangerte, stellten die Eigentümer Pasche im Gegenzug als unzuverlässig dar. Auch dem von Pasche vorgeschlagenen Nachfolger traute man nicht. So schloss das Lokal im Juli und 37 Angestellte standen auf der Strasse.
Doch das ist alles Geschichte. Heute um 16 Uhr öffnet ein neuer Wirt die geschlossenen Türen der Kontakt-Bar wieder. Lange wurde spekuliert, ob im Gebäude eine Burger-Bude einzieht oder ob die Sonne als Milieu-Treffpunkt weiterexistieren würde. Jetzt ist klar: Sie bleibt, was sie ist.
Erfahrener Milieu-Gastronom übernimmt neu
Pächter wird die Bermuda Gastro AG von Fredy Baumann, ehemaliger Sonnen-Stammgast. Im Restaurant nimmt aber Sohn Andreas Baumann (30) das Zepter in die Hand, seinerseits seit über zehn Jahren erfahrener Milieu-Gastronom in Luzern. «Das Konzept wird dasselbe wie vorher», sagt er. «Wir bieten wieder Thai-Essen, aber mit neuen Menüs. Auch Schweizer Essen und Tagesmenüs stehen auf der Karte.»
In den vergangenen Monaten wurde moderat umgebaut – hauptsächlich gabs neue Elektroinstallationen und ein neues WC. Das Inventar bleibt aber dasselbe. Auch wenn jeder Stuhl und jeder Löffel derselbe sei, bringe das neue Team einen frischen Wind in die Sonne. Baumann: «Wir schlagen ein neues Kapitel auf. Was vorher war, wollen wir gar nicht so genau wissen.»
Im Milieu kursieren allerdings schon Gerüchte, dass aufs Konto von Vater und Sohn viele Schulden gehen. Einer von beiden soll gar frisch aus dem Knast kommen. «Stimmt nicht», dementiert Andreas Baumann. «Wir starten schuldenfrei und unbeschwert in dieses Abenteuer.»
«Eine gute Sache»
Auch Roland Feuz von der Rofox AG, Eigentümerin der Liegenschaft, ist überzeugt von den neuen Geschäftsführern. «Wir haben mit ihnen eine gute Wahl getroffen. Ich glaube an die Sonnenwende.» Die Entscheidungsträger der Rofox AG seien einstimmig zum Schluss gekommen, «dass es eine gute Sache ist, wenn man der Stadt Zürich die Sonne zurückgibt.»
Kusslippen an der Tür
Bestätigt habe sich ihm dies vor allem in den letzten Wochen und Monaten, sagt Roland Feuz. «Während den Umbauarbeiten sahen wir immer wieder Leute, die gespannt durch die Fenster spähten oder Abdrücke von Kusslippen an der Tür. Wenn Arbeiter drinnen Licht machten oder die Tür offen stand, hat sich manchmal gar eine Menschentraube vor dem Restaurant gebildet.» Auch nach fast sechs Monaten Schliessung der Sonne habe er immer noch «dieses Plangen auf die Wiedereröffnung» gespürt.
Auch wenn die Sitten im Chreis Cheib manchmal rau sind, hat Liegenschaftsbetreuer Roland Feuz nur gute Erfahrungen gemacht. «Zum Beispiel kamen sogar die Konkurrenten vorbei und haben dem neuen Betreiber Geschenke wie Champagner zur Eröffnung gebracht und alles Gute gewünscht. Es ist auf seine Art ein struber Bezirk, aber die meisten Leute haben das Herz doch am rechten Fleck.» (ct)