Hetzjagd auf dem besetzten Binz-Areal
Autonome attackieren Zürcher Politiker

Er suchte das Gespräch mit den Chaoten vom Binz-Areal, stattdessen wurde er beschimpft und geschubst: der stellvertretende Zürcher Polizeivorsteher Leutenegger. Auch die Binz-Anwohner litten am Wochenende extrem.
Publiziert: 20.07.2015 um 09:00 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 19:05 Uhr
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Vermummte Besetzte feierten eine Party auf dem Binz-Areal.
Foto: SIGGI BUCHER
Von Cyrill Pinto

Es sind sechs oder sieben junge Männer. Sie beschimpfen und schubsen  den Zürcher Stadtrat Filippo Leutenegger (FDP, 62). Der Vorsteher des Tiefbau- und Entsorgungsdepartements spürt einen Faustschlag im Rücken – und muss flüchten.

Leutenegger ist Stellvertreter von Polizeivorsteher Richard Wolff, der in den Ferien ist. Am Samstag suchte der FDP-Stadtrat im Binz-Areal das Gespräch. Die Hausbesetzerszene und mit ihr 500 Jugendliche feierten dort am Wochenende eine Party. Ein Ort mit Vergangenheit: Sieben Jahre war das Areal besetzt, dann räumte es die Polizei 2013. Seither ist es Brachland.

Aber nicht nur Leutenegger, auch mehrere Mitglieder der Polizeikommission des Zürcher Gemeinderats wurden am Samstag vor dem Areal attackiert. Darunter Gemeinderat Mauro Tuena (SVP, 43): «Ich wollte nur einen Augenschein vor Ort nehmen, als ich plötzlich verjagt wurde.»

Einen Tag nach dem Übergriff lädt FPD-Mann Filippo Leutenegger zur Medienkonferenz: «Ich bin immer noch schockiert. Ich bin es nicht gewohnt, von jungen Leuten im Alter meiner Söhne attackiert und massiv bedroht zu werden.» Was ihn auch ärgert: Bis zu 40 Lärmklagen gingen bei der Polizei ein. «Wir konnten nichts dagegen tun, das tut mir leid», sagte Leutenegger den Anwohnern.

Sie waren Hauptleidtragende und machten am Wochenende kein Auge zu. Eine direkte Anwohnerin zu BLICK: «Wir konnten nicht schlafen und die Fenster in der Nacht nicht mal zum Lüften öffnen.»

Die Polizei griff nicht ein. «Wir haben entschieden, dass dies eine massive Reaktion der Besetzer zur Folge gehabt hätte», erklärt Leutenegger die Zurückhaltung. Zu wach ist die Erinnerung an die Binz-Demo im März 2013: Der Zug der Besetzer durch die Innenstadt richtete einen Millionenschaden an.

Die Attacken auf die Politiker begründen die Besetzer mit dem kurzen Polizeieinsatz am Freitagabend. Nach Tränengas- und Gummischrotsalven hatte sich die Polizei zurückgezogen und den Autonomen das Feld überlassen. Für die Räumung wurde ihnen eine Frist bis heute früh gesetzt. Gegen 20.45 Uhr gestern Abend zogen die Binz-Besetzer ab.

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