Hasch-Jesus-Prozess
Kinderquälerin: «Ich war in einer anderen Welt»

Seit Dezember sitzt Hasch-Jesus Marc W.* (45) im Knast, weil er seine Kinder gequält hat. Heute steht seine Ex-Freundin Lea K.* (27) vor Gericht: wegen vorsätzlicher Tötung der kleinen Gabriela (†4).
Publiziert: 13.09.2011 um 14:16 Uhr
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Aktualisiert: 09.10.2018 um 03:56 Uhr
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Verurteilt: Lea K.* (27) muss 10 Jahre ins Gefängnis.
Foto: Archivbild Blick / Philippe Rossier

Lea K.* (27) muss sich vor dem Bezirksgericht Pfäffikon ZH wegen vorsätzlicher Tötung verantworten. Die Ex-Freundin des im Dezember 2010 verurteilten Hasch-Jesus Mark W.* (45) hat die kleine Gabriela (†4) geschüttelt – im Spital ist das Mädchen dann gestorben.

«Es tut mir wahnsinnig leid, was passiert ist», sagt Lea K. heute vor dem Bezirksgericht Pfäffikon. Sie hätte dem Mädchen nichts antun wollen.

Hasch-Jesus als Regelmacher

Lea K. beschreibt das Leben an der Seite von Mark W.: «Ich habe ihn sehr geliebt, nahm ihn als Gott.» Er sei der Regelmacher in der sektenhaften Wohngemeinschaft in Wila ZH gewesen, das sie im Nachhinein als Drillcamp bezeichnet.

In der Gemeinschaft um Mark W. wurde täglich gekifft, immer wieder auch LSD konsumiert. Die bewusstseinserweiternden Stoffe hätten zur Ideologie von Marc W. gehört, sagt Lea K.. Widerspruch auch gegen seine drakonischen Erziehungsmassnahmen wurde nicht geduldet.

«Was er sagte, konnte unmöglich falsch sein», so Lea K. Dazu gehörte auch, dass sie in seinem Auftrag die Kinder bestrafte. Auch sie hätte die Kinder manchmal geohrfeigt, abgeduscht oder an die Wand gestellt. Am Anfang hätte sie sich die Frage gestellt, ob diese Erziehungmethoden richtig seien. «Später war ich in einer völlig neuen Welt.»

An Oberarmen geschüttelt

Im Mai 2006 hatte sie die kleine Gabriela geduscht. Dann machte die Kleine ein weiteres Mal in die Hosen – eine Tat, die Mark W. stets bestrafen liess.

«Ich war verzweifelt, wusste, dass sie jetzt wieder bestraft würde», sagt Lea K. Da sei etwas mit ihr geschehen, eine Explosion – sie hätte die kleine an den Oberarmen gepackt und geschüttelt.

Die kleine Gabriela verlor das Bewusstsein, sackte zu Boden. «Ich versuchte sie zu beatmen. Wollte nicht, dass sie stirbt», sagt Lea K. vor Gericht. Am nächsten Tag erlag Gabriela ihren Schädel-Hirn-Verletzungen.

Damals wog die vierjährige Gabriela noch 12 Kilo. Dies weil Mark W. seine beiden Töchter von den Jüngerinnen Lea K. und Barbara N.* auch mit Essensentzug bestrafen liess.

Im Prozess wegen mehrfacher schwerer Körperverletzung sagten Mark W. und Barbara N., dass sie mit der Erziehung der Töchter «dem Willen Gottes nachgekommen sind». Beide wurden im Dezember 2010 zu Freiheitsstrafen von neun Jahren sechs Monaten und sieben Jahren verurteilt.

Geschlechtsumwandlung in Thailand

Am ersten Prozesstag beschreibt Lea K. auch ihre Beziehung zum selbsternannten Sekten-Guru Mark W.: Im Restaurant, in welchem sie als knapp 20-Jährige arbeitete, habe sie den 18 Jahre älteren Mann das erste Mal gesehen und sei sofort fasziniert gewesen.

Die Persönlichkeit von Lea K. erklärt teilweise, weshalb sie in eine derartige Abhängigkeit abrutschen konnte: Intersexuell geboren – also ohne eindeutiges Geschlecht – trat sie in der Kindheit manchmal als Bub, manchmal als Mädchen auf.

Als 18-Jährige hat sich die heute 27-jährige Lea K. in Thailand einer Geschlechtsumwandlung unterzogen. Mark W. sei ihr erster Mann gewesen.

Psychiater: «Tat hat nichts mit ihrer Transsexualität zu tun»

Der psychiatrische Gutachter Lutz-Peter Hirsemenzel billigt Lea K. nur eine leichte Verminderung der Schuldfähigkeit zu. Sie habe zwar Einsicht gehabt, jedoch sei die Willensfähigkeit zum Tatzeitpunkt leicht beeinträchtigt gewesen.

Doch die Tat habe nichts mit ihrer Transsexualität zu tun. Die Rückfallgefahr für ähnliche schwere Straftaten sei, nachdem sie sich von Mark W. getrennt habe, gering.(jes)

*Namen der Redaktion bekannt

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