Er ist gut eine Tonne leichter als ein herkömmlicher Trolleybus und in seinem Innern sorgt eine Hochleistungsbatterie dafür, dass er bis zu 30 Kilometer ohne Verbindung zur Oberleitung zurücklegen kann. Die Zürcher Verkehrsbetriebe (VBZ) haben am Dienstag mit dem «Swiss Trolley plus» ihr neues Elektromobilitätsfahrzeug vorgestellt.
Zürich sei eine ÖV-Hochburg - Trams und Busse der VBZ gehörten zur Stadt wie das Grossmünster, der See oder der Primetower, sagte der zuständige Stadtrat Andres Türler (FDP). «Wir wollen das zunehmende Mobilitätsbedürfnis umweltschonend erfüllen.» Der «Swiss Trolley plus» ist Teil der Elektrifizierungsstrategie «eBus VBZ«.
In den kommenden Wochen wird der spezielle Trolleybus erstmals in der Schweiz getestet. Zunächst ohne Fahrgäste wird er vor allem auf der Linie 33 unterwegs sein. «Nach erfolgreicher Testphase - wir hoffen ab März - ist dann der Einsatz mit Passagieren geplant», sagte VBZ-Vizedirektor Christoph Rütimann vor den Medien.
E-Bus für stark frequentierte Linien
Dann soll der Bus auch auf den Linien 34, 46 und 72 unterwegs sein. Das Elektrofahrzeug ist speziell geeignet für stark nachgefragte und topographisch anspruchsvolle Strecken.
Bereits heute sind rund 80 Prozent des VBZ-Netzes elektrifiziert. Neben einem Quartier-eBus und 13 neuen Hybridbussen sollen zudem die Linien 69 und 80 auf Trolleybusbetrieb umgestellt werden. Auf diesen würde sich gemäss Rütimann dereinst der «Swiss Trolley plus» auch gut eignen. «Nur ein Teil der Routen müsste aufgerüstet werden.«
Während die heute eingesetzten Trolleybusse erst auf kurzen Teilstrecken ohne Fahrleitung verkehren, kann der zukünftige Hochleistungs-Trolleybus längere Abschnitte im Batteriemodus befahren. Dafür notwendig ist neben einer so genannten Traktionsbatterie ein ausgeklügeltes Steuer- und Regelsystem.
Bus lädt sich über Fahrleitungen auf
»Der alt bewährte Trolleybus wird zum Batteriebus, der sich sich an der Fahrleitung auflädt«, sagte Rütimann. Das Fahrzeug müsse weder an einer E-Tankstelle aufgetankt werden, noch würden Engpässe im Versorgungsnetz entstehen.
Entwickelt wurde der neue Elektrobus von der Carrosserie Hess AG in Zusammenarbeit mit den VBZ, der ETH Zürich und der Berner Fachhochschule. Das Bundesamt für Energie (BFE) unterstützt das Vorhaben. Das Projekt sei ein wichtiger Schritt in Richtung eines nachhaltigen Energiesystems, sagte Philippe Müller vom BFE.
Das neue Fahrzeugkonzept entlastet das Fahrleitungsnetz in der Stadt Zürich. «Zusätzlich zum Fahren im Batteriemodus werden die Stromspitzen der Fahrleitung abgeflacht», sagte Christopher Onder vom Institut für Dynamische Systeme und Regelungstechnik an der ETH Zürich. Energieverluste könnten so minimiert werden.
Neuer Bus spart Energie
Onder rechnete vor, dass der Energiebedarf etwa auf der Buslinie 46 in der Stadt Zürich, auf der sieben Trolleybusse im Einsatz sind, mit den neuen Fahrzeugen um rund 15 Prozent gesenkt werden könnte. Weil an gewissen Stellen auf Fahrleitungen verzichtet werden kann, würden auch der Wartungsaufwand und die Betriebskosten verringert.
Gemäss Alex Naef, Geschäftsführer der Carrosserie Hess AG, sind auch andere Städte in der Schweiz am «Swiss Trolley plus» interessiert. Bern und Biel hätten bereits Fahrzeuge bestellt. In Vevey und Montreux läuft derzeit die Ausschreibung. Und auch Winterthur hat sein Interesse angemeldet. (SDA)