Am Montagabend hat sich in Schottikon ZH ein Zugunfall mit einem Auto ereignet. Eine 41-jährige Lenkerin ist dabei aus noch unbekannten Gründen mit ihrem Fahrzeug auf die Geleise geraten – und wurde dort in ihrem Wagen von zwei Zügen eingeklemmt, die in entgegengesetzter Richtung unterwegs waren.
Auch einen Tag nach dem Unfall ist vieles unklar. Gemäss der Zürcher Oberstaatsanwaltschaft befindet sich die Schweizerin noch auf der Intensivstation – «nach unseren Informationen ist die Frau aber ausser Lebensgefahr», sagt Erich Wenzinger, Sprecher der Oberstaatsanwaltschaft Zürich. Eine Einvernahme konnte wegen ihres Gesundheitszustandes noch nicht durchgeführt werden.
Dabei gibt der Unfallhergang vom Montagabend Rätsel auf. Bei der Unfallstelle, die sich auf der Bahnstrecke zwischen Zürich und St. Gallen befindet, gibt es keinen Bahnübergang. «Wie die Fahrerin an dieser Stelle auf die Geleise geriet, das wissen wir noch nicht», erklärte Ralph Hirt, Mediensprecher der Kantonspolizei Zürich, am Dienstag gegenüber BLICK. «Zwischen den zwei Zügen gibt es etwa 80 Zentimeter», so Hirt. Vom Auto sei nicht mehr viel zu erkennen. Die Feuerwehr habe bei der Bergung ganze Arbeit geleistet. Alle rund 80 Zugpassagiere und die beiden Lokführer seien unversehrt und sicher evakuiert worden, bestätigte Hirt.
Lenkerin 1,3 Kilometer auf dem Gleis gefahren?
Eine Anwohnerin, die ganz in der Nähe des Unfallortes wohnt, ist auch am Morgen nach dem Ereignis noch ganz aufgewühlt. «Ich war vor dem Fernseher, als ich draussen gegen 22.25 Uhr einen Knall und Lärm gehört habe. Ich dachte zuerst, etwas mit den Treibhäusern sei geschehen», sagt sie zu BLICK. Dann sei die Polizei und die Feuerwehr gekommen und man sprach davon, dass sich ein Auto zwischen den beiden Zügen, die vor dem Haus zum Stillstand gekommen seien, befinde. «Wir fragen uns alle, wie man hier überhaupt erst mit dem Auto auf die Geleise kommt. Das ist ein grosses Rätsel», so die Anwohnerin.
Bereits geht das Gerücht um, die Frau könnte schon beim Bahnhof Schottikon – rund 1,3 Kilometer vom Unfallort entfernt – auf die Gleise gefahren sein. «Mein Mann begab sich gestern Abend auf die Unfallstelle. Ein SBB-Mitarbeiter erzählte, dass die Verletzte offenbar in Schottikon bei einem Bahnübergang auf die Gleise abgebogen und dem Zug auf den Schienen entgegen gefahren ist», sagt eine Anwohnerin zu BLICK. Und ist damit nicht die Einzige, die das gehört haben will.
«40 Sekunden später knallte es»
Ein Anwohner, der zum Unfallzeitpunkt mit seinem Hund spazieren gegangen ist, hat sogar etwas auf den Bahngeleisen fahren sehen, wenn auch undeutlich. «Es hat sehr laut gerumpelt. Zuerst dachte ich, das sei ein Baufahrzeug von den SBB. Aber es fuhr sehr langsam und klang metallisch. Im Nachhinein denke ich, dass das Auto, welches ich in der Dunkelheit nicht als solches erkennen konnte, wohl schon auf den Felgen lief. Mir ging durch den Kopf, dass ich wohl demnächst die Sirenen hören werde. Rund 30 oder 40 Sekunden später knallte es weiter oben Richtung Elgg», sagt er zu BLICK.
Tatsächlich hat die Kantonspolizei Zürich beim Bahnhof Schottikon eine Spurensicherung vorgenommen. Entsprechende Markierungen sind im Gleisbett zu erkennen. Mediensprecher Ralph Hirt will eine solche jedoch nicht bestätigen. «Aber selbst wenn es eine Spurensicherung gegeben hätte, müsste das noch nichts heissen», sagt er. Und verweist darauf, dass die Ermittlungen noch im Gange seien.
Ausfälle im Bahnverkehr
Bei der Unfallstelle stand ein Grossaufgebot an Sicherheitskräften im Einsatz – darunter Feuerwehr, Sanität und Polizei, zudem ein Rettungshelikopter. Das Gebiet war von den Einsatzkräften weiträumig abgesperrt worden.
Die SBB sprachen von einem «Vorfall mit einem Strassenfahrzeug». Bis am Dienstagmittag war der Bahnverkehr zwischen Winterthur und Elgg unterbrochen. Auch am Nachmittag musste noch mit Verspätungen gerechnet werden. «Weil bei der Unfallstelle Treibstoff ausgelaufen ist, mussten wir einen Teil des Schotters ausbaggern und entsorgen», sagt Martin Spichale, Einsatzleiter der SBB, zu BLICK.
Von der Kollision betroffen waren ein Interregio aus St. Gallen und ein Intercity aus Zürich. Beim Aufprall sprangen der erste Wagen respektive die Achse beim Aufprall aus den Gleisen. Die Kollision führte zu erheblichen Schäden an Zügen und Fahrbahn. Noch in der Nacht hatten die SBB damit begonnen, die Züge wieder aufzugleisen und die Fahrbahn zu reparieren.
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