Gross-Fahndung wegen «nervösem» Taxi-Gast in Zürich
War das wirklich nötig?

Die Zürcher Polizei fahndete gestern stundenlang nach einem Mann. Weil er sich im Taxi von Mailand nach Zürich verdächtig verhalten hatte. Ex-Polizeikommissar Markus Melzl kann die grossangelegte Suchaktion durchaus nachvollziehen.
Publiziert: 08.09.2017 um 13:12 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 08:35 Uhr
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Durch die Suche kam es zu Verzögerungen am Flughafen Zürich.
Foto: Leserreporter 8989
Clarissa Rohrbach

Der Polizeieinsatz war enorm. Schwer bewaffnet suchte die Polizei gestern nach einem Mann, der mit dem Taxi von Mailand nach Zürich fuhr. Am Zürcher Hauptbahnhof sprang er in der Nacht auf Donnerstag – ohne die Rechnung von 600 Franken zu bezahlen – aus dem Auto und rannte weg.

Weil er sich sehr seltsam verhielt und nervös war, schöpfte der Taxi-Chauffeur Verdacht und alarmierte die Polizei. Diese reagierte sofort und fahndete mit einem Grossaufgebot nach dem Mann. Polizisten standen stundenlang am Bellevue, am Paradeplatz, an der Bahnhofstrasse, am Zürcher Hauptbahnhof, an der ETH, an der Uni sowie am Hauptbahnhof in Winterthur.

Während Fahndung stellte sich Mann als ungefährlich heraus

Am Flughafen wurden sämtliche Autofahrer kontrolliert. Schliesslich konnte der Mann um 15.30 Uhr am Zürcher HB verhaftet werden (BLICK berichtete). Schon zuvor hatte sich herausgestellt, dass von dem Mann keine Bedrohung ausging.

Deshalb stellt sich die Frage die Frage der Verhältnismässigkeit: Wieso rückte die Polizei wegen eines «auffälligen» Mannes mit einem solchen Grossaufgebot aus?

«Aus taktischen Gründen ist es besser, die Einsatzstärke voll hochzufahren», sagt Markus Melzl, ehemaliger Kommissar in Basel zu BLICK. Man gehe immer vom Schlimmsten aus. Falls die Situation eskaliere, sei es schwierig, im Nachhinein mehr Einsatzmittel zu organisieren.

Laut Ex-Kommissar Markus Melzl ging die Polizei vom Schlimmsten aus.
Foto: Blick

«Der Taxifahrer war offensichtlich sehr besorgt. Das hat die Zentrale dazu bewegt, den Mann als gefährlich einzustufen.» Laut Melzl ist es auch richtig, jemanden festzunehmen, der sich auffällig benimmt. In Gewahrsam könne man dann einen Psychiater beiziehen und entscheiden, ob dieser eine Gefahr für sich selbst oder die anderen darstelle.

Verwirrte Menschen können eine Gefahr werden

Von einem Terror-Verdacht geht Melzl nicht aus. Es handle sich wahrscheinlich eher um einen verwirrten Mann, der zu einer Gefahr hätte werden können.

Die Zürcher Kantonspolizei wollte sich heute Vormittag noch nicht zu Details über den Einsatz und den verhafteten Mann äussern. Sie stellt aber eine Medieninformation für heute in Aussicht.

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