Luis C. alias «Godzilla» war ein Berg von einem Mann: 1,90 Meter gross, 120 Kilo schwer und ein gestählter Körper. In der Zürcher Kampfsportszene war er bekannt: Er boxte, rang, kämpfte im Käfig, machte Karate. Auch die Profiboxerin Jacqueline Fuchs (41) trainierte mit ihm als Fitnesscoach.
Am 17. November 2012 starb «Godzilla» in seiner Wohnung in Zürich-Affoltern, getroffen von fünf Schüssen aus einer Heckler & Koch UPS. «Luis lag nackt im Gang in seinem Blut. Er röchelte, war schwer getroffen an Brust, Lende und Oberschenkel», sagte sein Nachbar, der ihn als ersten fand. Kurz darauf ist Luis C. tot.
«Ich hatte panische Angst vor ihm»
Die Täterin ist seine damalige Freundin Nadja R. (34). Sie ist der vorsätzlichen Tötung angeklagt und steht heute vor dem Bezirksgericht Zürich.
Dort erzählt sie die Tat aus ihrer Sicht. «An dem Abend wollte Luis, dass ich zu ihm komme. Ich wollte die Situation entschärfen, darum ging ich hin. Weil ich panische Angst hatte, nahm ich den Revolver mit», sagt sie.
Luis C. sei extrem eifersüchtig gewesen, habe Kokain konsumiert und habe ihr auch schon gedroht, sie umzubringen. Auch an diesem Abend habe er eine Linie Kokain genommen, dann sei die Situation in der Wohnung eskaliert. «Wir haben uns gestritten, ich wollte gehen, habe meine Jacke angezogen und Hand- und Bauchtasche angelegt. Doch er wollte mich nicht gehen lassen.» Die Zwei rennen um das Sofa herum. Da stösst Luis die Couch um und will seine Freundin packen.
Der letzte Schuss traf Luis C. in den Kopf
Nadja R. greift in die Bauchtasche, nimmt den Revolver heraus und schiesst - sie trifft Luis C. fünf Mal. Bei den ersten zwei Schüssen steht er noch, beim dritten ist er am Fallen oder liegt schon am Boden. Dann fallen noch zwei Schüsse. Beim fünften und letzten Mal schiesst Nadja R. dem am Boden liegenden Luis in den Kopf.
Danach stürmt sie aus der Wohnung, steigt ins Auto und ruft ihre Mutter an. Die Polizei nimmt sie noch vor der Wohnung fest.
Doch wieso schoss sie noch, als ihr Freund schon am Boden lag, will der Richter wissen. «Ich wollte einfach raus und habe immer weitergeschossen», antwortet R. Sie habe überhaupt keine Bilder mehr zur Tat. «Es war alles grau wie Nebel.»
Nadja R., die bereits neun Monate im Gefängnis abgesessen hat, sagt, dass sie aus Notwehr gehandelt habe.
Anklage: «Overkill gibt Fragen auf»
Trotzdem soll sie für ihre Tat über zehn Jahre ins Gefängnis. Die Staatsanwaltschaft fordert 13 Jahre wegen vorsätzlicher Tötung oder elf Jahre, wenn das Gericht auf Notwehr entscheidet.
Die Anklage wirft Nadja R. vor allem vor, dass sie so viele Schüsse abgegeben hat. «Dieser Overkill gibt Fragen auf», sagte der Staatsanwalt vor Gericht. Zudem habe sie und Luis C. eine «abstruse Beziehung» geführt. Er habe sie mehrmals geschlagen, trotzdem sei sie immer wieder zu ihm zurückgekehrt.
Neben Nadja R. habe Luis auch noch mehrere andere Freundinnen gehabt, mit einer zeugte er sogar ein Kind. Nur von dieser Frau will Nadja R. etwas gewusst haben, nicht aber von den zahlreichen anderen Frauen.
Am Nachmittag ergreift die Verteidigung das Wort. Das Gericht stellt das Urteil für den Donnerstag nächster Woche in Aussicht. (sas/jvd)