«Was für riesige A...löcher müssen immer wieder Dekos gewaltsam zerstören??? Weisse Tanne geköpft und alle LEDs durchgeschnitten. Es ist zum Kotzen!». Marc Stocker (52) lässt am 25. November auf Facebook seinem Ärger freien Lauf. Dazu postet er zwei Bilder seines Pub-Eingangs: Eines, wie er aussehen sollte – und eines, wie er nach einer Nacht-und-Nebel-Aktion aussieht.
Als Stocker am vergangenen Freitagmorgen im Rütli Pub in Bassersdorf eintrifft, erwartet ihn eine böse Überraschung. «Alle Kerzen waren mit einer Schere oder einem Messer zerschnitten, die oberen Teile der weissen Bäumli abgerissen.» Ihn machte es sehr betroffen, denn eigentlich freuen sich die Leute immer über die Dekoration. «Das ist doch gottlos.»
Nicht nur ein «Buebestreich»
Seit 17 Jahren betreibt der Bassersdorfer seine Kneipe und dekoriert sie originell. Früher haben das seine Eltern gemacht – es ist Tradition. Mehrere Stunden verbringt Stocker damit, die Beiz zu schmücken. «Da steckt viel Zeit und Liebe drin. So etwas nimmt einem die Motivation und irgendwann sagt man: ‹jetzt mache ich einfach nichts mehr›. Aber das kann es ja auch nicht sein», sagt der 52-Jährige.
«Man fragt sich: Habe ich etwas falsch gemacht? Man weiss nicht, wer oder warum, tausend Gedanken gehen einem durch den Kopf.» Wer es war, weiss Stocker nicht. Aber er hat seine Vermutungen. In Bassersdorf treiben sich laut dem Zürcher einige merkwürdige Cliquen herum, immer wieder registrieren er und andere Gewerbler beschädigtes Eigentum.
Sicher ist sich Stocker in seinem Verdacht nicht – aber eines weiss er: «Nur ein ‹Buebestreich› ist es nicht. Man muss die Kerzen zerschneiden und kann sie nicht einfach herausreissen. So simpel ist das nicht.» Warum jemand so etwas tut? «Aus Langeweile», vermutet Stocker.
Kamera installiert
Obwohl Stocker den Vorfall der Polizei meldet, erstattet er keine Anzeige – denn er weiss nicht, gegen wen. Dennoch will er darauf aufmerksam machen, dass jemand sein Unwesen treibt. Der Wirt selbst installiert nach dem Vorfall eine Überwachungskamera beim Eingang – zum ersten Mal überhaupt, seit er den Rütli Pub betreibt.
«Ich finde es einfach schade, dass man das hier im Dorf machen muss. So etwas hat es noch nie gegeben», erzählt Stocker. Mehrere laminierte A4-Blätter am Zaun und an der Hauswand weisen auf die Videoüberwachung des Vorplatzes hin. «Es ist tragisch. Und wieder entstehen Kosten – für nichts.»
Wirt bleibt zuversichtlich
In seinen 17 Jahren als Rütli-Wirt hat er viel erlebt und auch gesehen, wie sich das Verhalten der Menschen verändert hat. Sie seien rücksichtsloser geworden, müssten immer alles anfassen und «verhudeln». «Man muss alles niet- und nagelfest machen. Etwas einfach hinstellen, das funktioniert nicht mehr».