Als zweifacher Gewinner des Eidgenössischen (1980 und 1983) zählt Ernst Schläpfer (63) zu den erfolgreichsten Schwingern aller Zeiten. Nach seiner Aktivzeit legte der Appenzeller eine beeindruckende Karriere hin: Seit vielen Jahren ist er Rektor am Berufsbildungszentrum des Kantons Schaffhausen (BBZ).
In den letzten Monaten hat sich eine Meinungsverschiedenheit mit einem Lehrer zu einem regelrechten Flächenbrand hochgeschaukelt. Im Fokus: Das Führungsverhalten Ernst Schläpfers und ein angeblich mieses Arbeitsklima am BBZ (BLICK berichtete).
Nun zeigen Berichte, die der Kanton Schaffhausen veröffentlicht hat, die Eskalation erstmals im Detail.
Lehrer als «beleidigte Leberwurst» bezeichnet
Der Zoff geht auf einen Schüler zurück, der während einer Prüfung geschummelt hat. Sein Lehrer will ihm dafür die Note 1 verpassen. Im Notenkonvent mit Rektor Schläpfer kommt es deswegen zu hitzigen Diskussionen.
Denn die Benotung ist einem solchen Fall nicht klar geregelt. Schläpfer stellt sich vehement auf den Standpunkt, die Leistungsnoten eines Schülers dürften nicht durch disziplinarische Massnahmen verfälscht werden.
Tags darauf bezeichnet der Schwingerkönig den aufmüpfigen Lehrer in einem E-Mail an zahlreiche Mitarbeiter als «beleidigte Leberwurst». Es sei «peinlich», dass es so viele Lehrer gebe, die das Vorgehen immer noch nicht begriffen hätten.
Polizeieinsatz am BBZ sorgte für Ärger
Der Betroffene sieht sich in seiner beruflichen Integrität verletzt und muckt gegen Schläpfer auf. Nachdem sich der Lehrer zunächst an den Dienstweg hält, gelangt er später direkt an Erziehungsdirektor Christian Amsler (55).
Der Rektor revanchiert sich seinerseits, indem er seinen Gegenspieler aufgrund von Vandalismusvorfällen am BBZ während des Unterrichts von der Polizei abholen lässt.
Danach soll Schläpfer die verdutzten Schüler einem «Verhör» gleich über die Praktiken des Lehrers ausgefragt und diesen als Verdächtigen dargestellt haben.
Als die heftig geführte BBZ-Affäre immer weitere Kreise zieht, entwickelt sich eine grundsätzliche Debatte über die Arbeitsbedingungen und Schläpfers Führungsstil am BBZ. Der alarmierte Regierungsrat will die Sache extern abgeklärt sehen.
Zwei Berichte mit gegensätzlichen Erkenntnissen
Es kommt zum nächsten Fiasko: Eine eingesetzte Subkommission um Präsident Erwin Gfeller (68) spricht mit 27 Personen und stellt Schläpfer ein hervorragendes Arbeits- und Führungszeugnis aus.
Barbara Tholen, die externe Fachperson des Kantons, kommt dagegen zu einem vollkommen anderen Schluss: Nach eigenen Gesprächen wirft sie Ernst Schläpfer vor, ein Klima der Angst mit teils offenen Drohungen an Untergebene geschaffen zu haben.
Ein zugezogener Anwalt kommt zum banalen Schluss, «dass beide Berichte mit Vorsicht zu geniessen sind». Für den Schaffhauser Regierungsrat steht inzwischen – aller Widersprüchlichkeit zum Trotz – aber fest, dass am BBZ ein Führungsproblem besteht.
Die Ereignisse müssten deshalb weiter aufgearbeitet werden, heisst es in einer Mitteilung. Zudem hat die Regierung vor einigen Tagen ein personalrechtliches Verfahren gegen Schwingerkönig Schläpfer eingeleitet.
Regierungsrat macht mobil gegen Schläpfer
Der Regierungsrat betont aber, «dass das zurzeit hängige Personalverfahren (...) in keinem direkten Zusammenhang mit den vorliegenden Berichten steht».
Worum es jetzt genau geht, bleibt vorerst offen. Gegenüber BLICK stellte Schläpfer zu Wochenbeginn lediglich klar: «Ich bin mir keines grobfahrlässigen Fehlers bewusst.»
Sein Anwalt verweist darauf, die Schaffhauser Regierung habe dem Rektor noch im August 2018 eine hervorragende Qualifikation ausgestellt.