Fussball-Chaoten immer brutaler
Und Zürich schaut zu

Ein Video zeigt, wie brutal die Fussball-Chaoten in Zürich vorgehen. Politik und Klubs scheinen hilf- und machtlos zu sein. Dabei sind die Probleme schon lange bekannt.
Publiziert: 24.03.2018 um 14:36 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 14:00 Uhr
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Michael Sahli

Zürich schafft es einfach nicht, der Fussball-Chaoten Herr zu werden. Während die Politik seit Monaten nach Lösungen sucht, liefern sich die Krawallmacher immer blutigere Schlachten. Der jüngste Gewaltexzess: 28. Februar um 18:15 Uhr vor dem Cup-Halbfinalspiel FCZ – GC.

Dutzende der vermummten Möchtegern-Fans stürmen den Vorplatz am Zürcher Prime Tower. Sie prügeln sich vor den Augen verstörter und verängstigter Passanten die Köpfe blutig. Die schockierenden Videoaufnahmen, die gestern von der Staatsanwaltschaft veröffentlicht wurden, zeigen auch: Einen Ehrenkodex kennen die meist jung wirkenden Schläger nicht.

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Staatsanwaltschaft und Polizei veröffentlichten gestern verstörende Videoaufnahmen.
Foto: Stapo ZH

Liegt jemand am Boden, geht es erst richtig los

Liegt ein Opfer ohnmächtig am Boden, wird nachgetreten. Gerne auch mit voller Wucht gegen den Kopf. «Es ist nur eine Frage der Zeit, bis es Tote gibt», sagt die Staatsanwaltschaft dazu.

Es ist nur die jüngste Eskalation. Im Oktober prügelten «Fans» am Rande eines Matches einen 14-Jährigen ins Spital. Eine Polizistin verlor fast das Augenlicht. Im November stürmten FCZ-«Fans» eine Turnhalle in Zürich-Leimbach, schlugen zehn GC-Anhänger ins Spital. Im Dezember wandten sich Stadion-Stewards an den BLICK, weil sie sich bedroht fühlen. Im Februar muss ein Zürcher Polizist die Waffe ziehen, weil er von Chaoten bedroht wird.

Stadt hat keine Lösung

Die Klubs reagieren kleinlaut. Als Letzigrund-Angestellte sich im Dezember verzweifelt an den BLICK wandten, aus Angst vor den eigenen «Fans», betitelte FCZ-Boss Canepa die Vorwürfe als «dreist und absurd». Gestern wollte er sich nicht mehr äussern. GC verschickte – wie jedes Mal – eine Mitteilung und verurteilte die Gewalt.

Der zuständige Stadtrat Richard Wolff (60, AL) kündigte bereits im Oktober 2017 an, gegen die Krawallmacher vorgehen zu wollen – mit einer Arbeitsgruppe. Resultate konnten im halben Jahr seither aber nicht veröffentlicht werden. Ist Wolff mit dem Dossier schlicht überfordert? «Der Eindruck täuscht. Die Projektgruppe hat ihre Arbeit in einer sehr offenen und sehr konstruktiven Weise gestartet. Einfache Lösungen sind allerdings nicht zu erwarten», heisst es von einem Sprecher. Schnelle Lösungen sind nicht zu erwarten – die nächsten Krawalle dafür sicher.

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