Über eine Million Besucher feierten an der Street Parade in Zürich vergangenen Samstag. Auch Karin A.* (31), Elena T.* (20) und Anina* kamen, um eine gute Zeit zu haben. Der Spass war vorbei, als einige Männer die Frauen während der Parade begrapschten. (BLICK berichtete).
Bachelorette Adela Smajic (25) passierte das gleiche. «Ein Mann gab mir einen Klaps auf den Hintern. Ich drehte mich sofort um und machte ihm im ernsten Ton klar, dass er das nie mehr tun soll. Er zeigte allerdings keine Reaktion, lachte nur und lief weiter», sagt die Baslerin zu BLICK. «Die Kommentare der Männer finde ich das Allerletzte. Man darf sich doch kleiden, wie man will, das ist keine Einladung, jemanden zu begrapschen. Jeder sollte sich benehmen und seine Triebe unter Kontrolle halten.»
«Die Typen sind nur in der Menge mutig»
So sieht es auch Isabel* (33). Die BLICK-Leserin wurde ebenfalls Opfer von Übergriffen an der Street Parade. Zwei Männer betatschten sie am Hintern. Ein dritter fasste ihr sogar zwischen die Beine. «Ich war schockiert wegen so viel Dreistigkeit!», sagt sie zu BLICK. «Ich hatte einen Mini-Rock an und deswegen musste sich der Typ etwas runterbücken. Als er sich wieder aufrichtete, habe ich ihn erwischt und laut angeschrien.»
Der Grapscher habe zunächst alles abgestritten. «Sein Kumpel hat sich bei mir für ihn entschuldigt», sagt Isabel. Einsicht beim Grapscher? Fehlanzeige! «Er hat mir nur dumm ins Gesicht gelacht», sagt die 33-Jährige. Ihre Freunde haben Wind von der Diskussion bekommen und wollten auf den Typen los. «Ich bin dazwischen, bevor es zu einer Schlägerei kam», sagt sie.
«Es ist ein gesellschaftliches Problem»
Bei der Street Parade kennt man das Problem. «Wir verurteilen Übergriffe jeglicher Art. Die Street Parade steht für Toleranz, Respekt und einen friedlichen Umgang. Natürlich, bei einer Million Leute erreicht unsere Message nicht jeden», sagt Sprecher Stefan Epli zu BLICK.
Den betroffenen Frauen rät er in solchen Fällen, «sich an einen anderen Platz zu begeben oder sich an eine der zahlreichen Sicherheitskräfte zu wenden.»
Das Grapsch-Thema sei aber nicht nur an der Street Parade, sondern auch sonst im Ausgang bekannt. «Es ist ein gesellschaftliches Problem», sagt er. Epli ist von der Sicherheitsstrategie der Street Parade überzeugt. «Das Sicherheitskonzept der Street Parade wird zusammen mit der Stadtpolizei Zürich jährlich nach aktuellen Begebenheiten oder Vorjahrs-Anpassungen verfeinert, und das seit 27 Jahren. Aber es ist schlicht unmöglich, jeden Griff ans Füdli zu überwachen.»
Einige Personen festgenommen
Bei der Stadtpolizei Zürich wurden nach der Street Parade drei Anzeigen wegen Sexualdelikten erstellt. Alle Opfer sind Frauen. «Dabei handelt es sich in zwei Fällen um sexuelle Übergriffe», sagt Sprecher Marco Cortesi zu BLICK. Der dritte Fall könnte gravierender sein, dort liefen aber noch Abklärungen. In diesem Zusammenhang sind verschiedene Personen festgenommen worden.
Ausserdem hätten sich in der Zwischenzeit noch einige weitere Frauen wegen möglicher Übergriffe gemeldet. «Sie werden nun befragt und die Umstände abgeklärt», sagt Cortesi.
* Namen geändert