Der berühmteste Häftling der Schweiz, Brian Keller (28), sass immer wieder wochen- oder monatelang in Einzelhaft: insgesamt dreieinhalb Jahre. Einer der Verantwortlichen damals war Thomas Manhart, bis 2019 Leiter des Zürcher Justizvollzugs.
Vergangene Woche hat der Gutachter Jonas Weber vor Gericht festgehalten, dass die lange Einzelhaft klar rechtswidrig war. Keller wurde von der Justizvollzugsanstalt Pöschwies gar zwischenmenschlicher Kontakt verboten, Besuche musste er hinter einer Scheibe empfangen.
«Für die Verletzung Ihrer Menschenrechte»
Thomas Manhart hat Brian Keller nun einen Brief geschrieben, der dem «Tages-Anzeiger» vorliegt. Der ehemalige oberste Chef der Zürcher Gefängnisse entschuldigt sich in seinem von Hand verfassten Brief nun laut «Tages-Anzeiger» «in aller Form für das Unrecht, das Ihnen unter meiner Verantwortung angetan wurde, und für die Verletzung Ihrer Menschenrechte, die überlange Einzelhaft, die Hoffnungs- und Perspektivlosigkeit, welche ich mitverantwortet habe».
Manhart schreibt selbstkritisch, dass er selbst Teil der Maschinerie gewesen sei, was durch nichts zu rechtfertigen sei. Er verfolge Brians Schicksal mit Sorge. Manhart liess den Brief Kellers Anwälten zukommen, mit der Bitte, ihn dem Häftling zuzustellen.
Keller habe sich sehr über den Brief gefreut
Er schreibt, dass er Bestandteil eines repressiven und menschenrechtswidrigen Justizsystems geworden sei. Der laufende Prozess und das Gutachten von Weber hätten ihm die Augen geöffnet, zitiert der «Tages-Anzeiger» aus dem Brief. Seine Anwälte teilen der Zeitung mit, Brian Keller habe sich sehr über den Brief gefreut.
Keller steht derzeit vor dem Bezirksgericht Dielsdorf. Die Staatsanwaltschaft will ihn wegen hinter Gitter begangener Delikte für weitere neun Jahre in Haft sehen. Seine Anwälte plädieren auf Freispruch. Das Urteil folgt am Mittwoch. (neo)