Der Vorfall am Flughafen Zürich wirft Fragen auf: Fotograf Claudio M.* will am Dienstag für die deutsche «Bild»-Zeitung den König von Thailand fotografieren. Monarch Vajiralongkorn (67) nutzt den Flughafen Kloten ZH trotz Corona-Lockdown gerne.

Aber: Er will seine Ferien-Reisen lieber nicht dokumentiert sehen, während im eigenen Königreich Ausnahmezustand herrscht. Seine Entourage ruft also aus dem Jet nach Verstärkung. Die kommt in Form von sechs Beamten der Kantonspolizei Zürich. Der Fotograf wird brutal verhaftet. Während des gesamten Vorfalls ist die Video-Kamera des Fotografen an.

Seither hat Claudio M., der auch regelmässig für BLICK arbeitet, Dutzende Reaktionen bekommen. Amnesty International hat die Kapo für das Vorgehen kritisiert. «Auch von ‹Reporter ohne Grenzen› habe ich eine Mail bekommen», sagt der Fotograf.

«Stand immer auf richtiger Seite des Absperrbands»

Ihn beschäftigt den Vorfall noch immer – zumal er nichts Verbotenes getan hat, wie er betont. Er sei im öffentlichen Bereich gewesen, wo jeder sein darf. «Ich gehe seit Jahren immer gleich vor und hatte noch nie Probleme.» Zwar sehe man im Video tatsächlich ein Absperrband: «Ich stand aber immer auf der richtigen Seite davon.» Auch die Kapo selber ist rasch vom Vorwurf abgerückt, dass der Fotograf in einem geschlossenen Bereich war.

Was M. dafür in seiner ganzen Karriere noch nie passiert ist: Dass Polizisten die Bilder auf seiner Kamera anschauen. «Die sind jedes einzelne Bild, das ich geschossen habe, durchgegangen. Bild für Bild», erinnert er sich. «Sie kontrollierten, dass ich auch wirklich kein Foto des Monarchen habe. Das war offensichtlich.»

«Meine Augen schauten permanent durch den Sucher»

Er erinnert sich lebhaft an den Moment, als ihn die Polizisten angingen: «Ich war am Fotografieren. Meine Augen schauten permanent durch den Sucher, um kontinuierlich scharf zu stellen.» In solchen Situationen passiere es häufig, dass irgendwelche Leute mit ihm sprechen, sagt der Fotograf. «In heissen Momenten, wie es jener mit dem Thai-König war, antworte ich zwar, bleibe aber mit meinen Augen auf das Ziel fixiert.»

Ihm sei am Dienstag zunächst gar nicht klar gewesen, dass es die Polizei war, die ihn ansprach. «Die Polizisten stellten sich nicht als solche vor. Sie haben zunächst nur ‹Grüezi› gesagt und gefragt, was ich da mache. Ich gab Auskunft. Erst nach knapp einer Minute hörte ich etwas von einer polizeilichen Anweisung.» Er hat dann sofort selber angeboten, seinen Presseausweis zu zeigen.

Daran sind die Polizisten aber gar nicht interessiert, wie im Video dokumentiert ist. «Statt mich zu durchsuchen oder zu kontrollieren, packten sie mich sofort.»

«Bin schockiert, dass so etwas in der Schweiz möglich ist»

Und weiter: «Meine Arme wurden hinter meinen Rücken genommen und fest zusammengedrückt. Trotz meiner expliziten Bitte, auf meiner linken Seite nicht so fest zuzudrücken, drückte Polizist Lopez** immer fester zu.» Gewehrt habe er sich zu keinem Zeitpunkt, betont Claudio M.

Sein Fazit nach der Brutalo-Verhaftung am Zürcher Flughafen: «Ich bin zwar hart im Nehmen. Aber ich bin schockiert, dass so etwas in der Schweiz möglich ist.»

Die Kapo Zürich sagte in ihrer Stellungnahme von Mittwoch, dass sich «eine Person, die sich als Medienschaffende ausgab», einer Personenkontrolle durch die Polizei widersetzte und deshalb verhaftet wurde. Auch am Donnerstag wollte sie nicht weiter Stellung zum Vorfall nehmen.

* Name bekannt
** Name geändert