Hier gehts um «Jailhouse Rock» - einfach ohne Elvis.
Immer wieder sprechen sich Verhaftete untereinander ab. Es geht um koordinierte Aussagen gegenüber der Polizei, es geht aber auch um Fluchtpläne. Die Gefangenen rufen sich dabei von einer Zelle zur anderen zu oder machen Klopfzeichen.
Auf dem Posten der Kantonspolizei im Zürcher Hauptbahnhof werden solche Absprachen mit lauter Musik verhindert. Das schreibt der «Tages-Anzeiger».
In der Zeitung äussert sich Pikettverteidiger Simon Epprecht. Als er im Juli den Posten der Kantonspolizei im Zürcher Bahnhof besuchte, dröhnte ihm aus dem Korridor ein Song des Rockgiganten Jon Bon Jovi entgegen.
«Es muss doch anders gehen»
Epprecht wundert sich: «Ich habe Verständnis dafür, dass die Polizisten nach Lösungen suchen, um ihre Arbeit zu erledigen.» Es könne aber nicht sein, dass sie sich zu solchen Massnahmen gezwungen sähen. «Insbesondere, weil mein Mandant mitten in der Nacht verhaftet wurde.»
Es müsse in einer Stadt wie Zürich möglich sein, Häftlinge anders voneinander abzutrennen als mit lauter Musik, findet der Anwalt. Epprechts Klient beklagte sich, er fühle sich wie in einem Foltergefängnis.
Die Kantonspolizei bestätigt die Praxis. Es sei am Bahnhof in der Tat nicht anders möglich, Absprachen zwischen Verhafteten zu verhindern, schreibt Sprecher Beat Jost. In den meisten Stationen gebe es andere Möglichkeiten, Gespräche auszuschliessen – weil die Zellen nicht nebeneinander angeordnet seien.
Und Jost relativiert: Die Musik sei nicht besonders laut. Auch die Polizistinnen und Polizisten würden sie hören und dürften sich bei der Arbeit nicht gestört fühlen. Jost: «Die Zelleninsassen hören die Musik nur gedämpft durch die Tür hindurch.»
Wie Polizei-Sprecher Stefan Oberlin gegenüber BLICK erklärt, handelt es sich bei den betroffenen Einrichtungen im Zürcher Hauptbahnhof um sogenannte Abstandszellen. Die Verdächtigen werden darin jeweils nur für kurze Zeit festgehalten. Deshalb seien die Zellen auch nicht mit Betten ausgestattet. Muss ein Insasse für längere Zeit untergebracht werden, werde er in andere, dafür geeignete Einrichtungen gebracht. (gf)