Nicht mal eine Woche nach dem tödlichen Flixbus-Unfall in Zürich beobachtete eine BLICK-Leserin am Donnerstagmittag, wie «bequem» und damit auch gefährlich ein Flixbus-Chauffeur auf der Autobahn zwischen Winterthur und Zürich sich am Fahrerplatz eingerichtet hat. Die Leserin erzählt: «Nicht nur, dass er keine Hände am Steuer und das Bein oben hat, nein, der Typ hat auch noch das Handy in der Hand!»
Ihr Beifahrer konnte diese gefährliche Szene filmen, als sie den grünen Flixbus überholte. «Wir haben die Polizei kontaktiert», berichtet die Leserin weiter. Die Kantonspolizei Zürich bestätigte den Eingang einer Meldung. «Eine Patroullie ist ausgerückt und hat nach geltendem Recht gehandelt», sagt Marc Besson zu BLICK. Weitere Angaben wollte er aus Datenschutzgründen nicht machen. Unklar ist deshalb auch, was dem Fahrer konkret vorgeworfen wird.
Die Leserin ist schockiert und informierte auch Flixbus über dieses «unverantwortungslose» Verhalten. Für sie ist klar: «Niemals Flixbus!»
Fahrer gab Verfehlung erst nach Videobeweis zu
So einfach ist das aber nicht. Denn: Der Bus fuhr zwar mit einer Flixbus-Lackierung, gefahren ist der Busfahrer jedoch für die Partnerfirma Albus mit Sitz in München. Geschäftsführer Thomas Arnhold sagt nun: «Wir haben den Fahrer ermittelt und ihn einbestellt.»
Der Fahrer traf erst nach 19 Uhr bei Thomas Arnhold ein, um Stellung zu nehmen. «Zuerst gab er an, dass er von nichts wisse. Er stritt alles ab», so Arnhold zu BLICK. Erst als dem Berufschauffeur die Videos vorgespielt wurden, habe er das Ausmass der Sache begriffen. «Er meinte, es könne sein, dass sein Handy kurz geklingelt habe und er rangegangen sei. Danach hat er sich entschuldigt und war sehr beschämt.»
Nun werde der Mann erstmal freigestellt. Dann wird alles dem Betriebsrat rapportiert, der dann wahrscheinlich die fristlose Kündigung beschliessen werde, so Arnhold. «Das werden zwar traurige Weihnachten für den Fahrer, aber dieses Verhalten geht einfach nicht. Da werden Menschen befördert.» Der Geschäftsführer zeigt sich verärgert: «Wir bedauern den Vorfall. Unsere Fahrer werden geschult und mit Headsets ausgestattet. Sicherheit geht bei uns vor.»
Flixbus hat Fahrer gesperrt
Auch Flixbus selbst hat Massnahmen ergriffen: Das Unternehmen teilt auf Anfrage mit, dass man den Fahrer mit sofortiger Wirkung vom Einsatz für Flixbus-Dienste gesperrt habe. «Gespräche mit unserem Buspartner finden gerade statt, der Fahrer muss zudem mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen rechnen», so auch er für die Schweiz zuständige Flixbus-Sprecher Martin Mangiapia.
«Verstösse gegen Sicherheitsbestimmungen wie im vorliegenden Fall werden von uns deshalb keinesfalls toleriert und wir gehen jedem Hinweis darauf konsequent nach», sagt der Pressesprecher weiter.
Man habe die Hinweise zum konkreten Fall geprüft und verifiziert, und danach den zuständigen Buspartner informiert. «Darüber hinaus behält sich unser Buspartner weitere Sanktionen in Bezug auf den Fahrer vor», sagt der Pressesprecher weiter.
Flixbus baute bereits Unfall in Zürich
Nicht einmal vor einer Woche verunglückte der Car eines Flixbus-Partners ebenfalls im Kanton Zürich. Auf der Sihlhochstrasse krachte der Bus mit 52 Insassen gegen eine Mauer. Nicoletta N. (†37) wurde aus dem Fenster in die Sihl geschleudert. Sie starb. Weitere 44 Insassen wurden verletzt, drei davon schwer.
Wie es zum Crash kam, wird noch abgeklärt. Sicher ist, dass die Fahrbahn zum Zeitpunkt des Unfalls mit Schnee bedeckt war. Möglich, dass er deswegen von der Spur abkam.(pma/hah)