Ferien-Frust in Neapel
Zürcher Paar von Mietauto-Vermittler abgezockt!

Ein Schweizer Paar bucht für 400 Franken ein Mietauto in Neapel. Und bezahlt im Voraus. Vor Ort verweigert man ihnen den Wagen. Der Grund: Nicht der Fahrer hatte bezahlt, sondern der Beifahrer. Faule Ausreden – findet die Versicherungsexpertin.
Publiziert: 08.09.2019 um 23:00 Uhr
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Aktualisiert: 09.09.2019 um 14:16 Uhr
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Vor allem der Kundenservice wird bemängelt.
Foto: zVg

Eine Woche Süditalien, Strand, Sonne, Entspannung – so haben sich Pablo Esposito (27) und Sharon Haddad (27) aus Fahrweid ZH ihre Sommerferien vorgestellt. Eigentlich. Stattdessen verweigerte man ihnen den Mietwagen, liess sie stundenlange am Telefon warten. Esposito wettert: «Wir wurden komplett abgezockt!»

Bereits vor der Abreise buchte das Paar ein Wagen beim Mietauto-Vermittler Rentalcars. 400 Franken für sieben Tage. Ein verlockendes Angebot. Der Haken: Esposito muss die Kosten im Voraus via App bezahlen. «Dabei habe ich mir nichts gedacht. Schliesslich erhielten wir eine Bestätigung und einen Voucher, mit dem wir das Auto abholen konnten», erzählt er.

760 Franken obendrauf, sonst kein Auto

Der Vermittler bucht für das Paar ein Auto der Firma Europcar, in Neapel können sie es abholen. Vor Ort dann der Schock: «Nach zwei Stunden Warten in der Schlange wurde uns gesagt, wir dürften das Auto nicht mitnehmen.»

Der Grund: Esposito hatte den Wagen mit seiner Kreditkarte bezahlt – hat aber keinen Führerschein. Seine Freundin hätte das Auto fahren sollen. «In der Buchung mussten wir aber nicht einmal einen Fahrer angeben. Das sollte erst vor Ort eingetragen werden», so Esposito.

Doch die Europcar-Angestellte möchte nicht diskutieren. Sie schlägt vor, ihnen ein neues Auto zu vermieten – für umgerechnet 760 Franken. Das Paar ist sauer: «Statt uns zu helfen, wollten sie uns noch mehr Geld anknöpfen.»

Rentalcars vertröstet Schweizer

Die nächsten zwei Ferientage verbringen Esposito und Haddad in der Warteschlaufe von Rentalcars. Vergeblich. «Sie sagten uns, wir sollten uns beschweren, wenn wir wieder zurück sind», sagt Eposito.

Die Bestimmungen des Vermittlers besagen, der Hauptfahrer müsse bei der Abholung eine Kreditkarte auf seinen Namen vorlegen. Für die Kaution des Autos. «Ansonsten kann das Fahrzeug verweigert werden», schreibt der Vermittler. 

Im Fall des Zürcher Paars hätte also Hauptfahrerin Sharon Haddad ihre Kreditkarte am Schalter angeben müssen. Sie erklärt: «Das haben wir versucht. Doch weil mein Freund die Buchung mit seiner Karte gemacht hat, liessen sie meine nicht zu.»

«Nach Strich und Faden verarscht»

Andrea Auer, Mobilitätsexpertin bei Comparis, kann die Reaktion der Angestellten nicht nachvollziehen. «Es ist klar vorgegeben, dass die Kreditkarte, mit der gebucht wurde, beim Vermieter vorgelegt werden muss. Der Inhaber sollte auf jeden Fall dabei sein – egal ob er der Fahrer ist oder nicht», sagt sie.

Die beiden Schweizer haben schliesslich ein Auto bei einem anderen Anbieter in Neapel gemietet, für 600 Franken. «Uns blieb gar nichts anderes übrig. Wir wurden nach Strich und Faden verarscht», sagt Eposito.

Allein ist das Paar damit nicht. Im Gegenteil: Im Netz wimmelt es von negativen Erfahrungsberichten mit Rentalcars. Auf Facebook berichtet ein Nutzer: «Ich habe ein Auto für September 2019 gemietet. Rentalcars buchte die Kosten gleich am nächsten Tag ab. Dann erhielt ich ein Mail, die Buchung sei storniert. Mein Geld habe ich nie wiedergesehen.»

Nach Bezahlung herrscht Funkstille

Ein weiterer bemängelt: «Über den Vermittler habe ich ein Paket inklusive Versicherung gelöst. Der Vermieter vor Ort sagte mir, diese sei nicht gültig. Wir mussten eine neue lösen, haben am Ende doppelt so viel bezahlt.»

Hauptkritikpunkt der Mieter: der Kundenservice. Rentalcars sei kaum erreichbar, heisst es im Netz. «Sobald das Geld überwiesen war, antworteten sie auf keine meiner Anfragen mehr», schreibt Nutzer im Forum «Testbericht».

Bei Esposito und Haddad lässt die Firma nichts mehr von sich hören. Die 400 Franken für das erste Mietauto ist die Familie nun los. Rentalcars hat auf Anfragen nicht reagiert. (hah)

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Brauche ich die Extra-Versicherung?

Falsche Kreditkarte, falsche Versicherung, mieser Service: Probleme bei der Autovermietung kann Schweizern den Ferienstart so richtig vermiesen. Comparis-Mobilitätsexpertin Andrea Auer erklärt, wie Sie den Ärger vermeiden können.

Mit welcher Karte soll ich online buchen?

So müsse man die Kreditkarte, mit der die Buchung bezahlt wurde, unbedingt zum Vermieter mitnehmen. Selbst wenn der Betrag nicht im Voraus bezahlt werden musste. «Die Karte gilt als Referenz. Der Inhaber sollte sie daher unbedingt vorweisen können.»

Zudem belasten die Vermieter bei der Herausgabe des Autos die Kreditkarte mit einer Kaution. Für allfällige Schäden. Auer: «Fragen sie gegebenenfalls nach, wie hoch die Kaution ist. Damit sie sicher genügend Geld auf der Karte haben.»

Muss ich die Versicherung separat abschliessen?

Im Schadensfall gäbe es zudem einiges zu beachten. «In der Regel ist eine Vollkasko-Versicherung bei der Buchung inbegriffen. Wenn Mieter über einen Vermittler wie Rentalcars buchen, werden ihnen häufig entsprechende Versicherungspakete angeboten», so Auer. 

Trotzdem komme es vor, dass die Autovermieter vor Ort den Kunden noch einmal eben diese Versicherung andrehen möchten. «Das ist absolute Geldverschwendung», so Auer.

Einige Vermittler und Vermieter schliessen zudem Glas- und Reifenschäden aus der Vollkasko-Versicherung aus – diese muss man separat dazu buchen. Expertin Auer: «Wählen Sie am besten einen Anbieter, der diese Schäden abdeckt.»

Was, wenn trotzdem etwas passiert?

Selbst mit vollumfänglich gedeckter Versicherung bleibt im Fall eines Schadens ein Selbstbehalt. Dieser liegt normalerweise zwischen mehreren hundert und mehreren tausend Franken. Auer: «Über Ihre Reiseversicherung können sie einen Selbstbehalt-Schutz abschliessen. Das lohnt sich. Achten Sie hier auf die Deckungssumme: Die darf nicht tiefer sein als der angegebene Selbstbehalt. Sonst bleiben Sie doch auf Kosten sitzen.»

Sollte es trotz allem zu Problemen mit dem Vermieter gekommen sein, rät die Expertin: «Versuchen Sie es am Schalter oder bei einem Ansprechpartner in Ihrem Heimatland.»

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Zudem belasten die Vermieter bei der Herausgabe des Autos die Kreditkarte mit einer Kaution. Für allfällige Schäden. Auer: «Fragen sie gegebenenfalls nach, wie hoch die Kaution ist. Damit sie sicher genügend Geld auf der Karte haben.»

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Trotzdem komme es vor, dass die Autovermieter vor Ort den Kunden noch einmal eben diese Versicherung andrehen möchten. «Das ist absolute Geldverschwendung», so Auer.

Einige Vermittler und Vermieter schliessen zudem Glas- und Reifenschäden aus der Vollkasko-Versicherung aus – diese muss man separat dazu buchen. Expertin Auer: «Wählen Sie am besten einen Anbieter, der diese Schäden abdeckt.»

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Sollte es trotz allem zu Problemen mit dem Vermieter gekommen sein, rät die Expertin: «Versuchen Sie es am Schalter oder bei einem Ansprechpartner in Ihrem Heimatland.»

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