Matiss Barvids (18) aus Zürich-Altstetten ist ein scheuer Junge. Er ist zwar 1,81 Meter gross, wiegt aber nur rund 50 Kilogramm. Der Junge mit lettischen Wurzeln ist Autist.
Am Ostermontag wurde er von Jugendlichen verprügelt. Seine Mutter Sigita (40) ist entsetzt: «Die Angreifer prügelten zu dritt auf meinen Sohn ein. Sie haben ihm mit dieser Tat einen enormen seelischen Schaden zugefügt.»
Schläge am helllichten Tag
Passiert ist es gegen 14 Uhr bei der Tramhaltestelle Lindenplatz. Ohne Vorwarnung umzingeln sechs Jugendliche den Autisten. «Einer sagte mir, ich solle sofort meine Air Pods rausrücken. Ich habe es getan», sagt Matiss. Er habe begriffen, dass es böse enden würde, wenn er der Forderung nicht nachgekommen wäre.
Dennoch eskaliert die Situation: «Einer schlug mich mit der Faust. Dann der Zweite, dann der Dritte.» So kassiert der Junge drei Schläge ins Gesicht: «Mir wurde schwindelig.» Die Angreifer fliehen. Matiss blutet aus dem Mund, später schwillt sein Gesicht an. Die Attacke belastet den Zürcher: «Ich fühle mich beschissen. Ich kann nichts essen, mag nicht rausgehen.»
Jetzt hat er Panikattacken
Matiss zieht sich beim Angriff diverse Verletzungen zu. Ein Zahn wackelt. Doch der seelische Schaden wiegt schwerer, so das Prügel-Opfer.
Auch die Mutter weiss, dass der Vorfall ein grosser Rückschlag in Matiss' Entwicklung ist: «Er hatte Angst, alleine rauszugehen und sich alleine im ÖV aufzuhalten.» Doch nach über einem Jahr hartem Kampf hatte er es endlich geschafft: «Er ging etwa alleine zur Schule und zur Arbeit. Nach dieser Attacke müssen wir jetzt von vorne beginnen. Er hat wieder Panikattacken.»
Stadtpolizei Zürich ermittelt
Die Mutter hofft, dass ihr Sohn sich irgendwann mal wieder alleine nach draussen wagt. Und: «Dass er dann vor nichts und niemand mehr Angst haben muss.»
Die Zürcher Stadtpolizei hat Kenntnis vom Angriff. Die Ermittlungen laufen, sagt Sprecherin Judith Hödl. «Die Stadtpolizei Zürich nimmt diesen Fall ernst und ist an der Angelegenheit dran.»
Es sei es bisher zu keiner Festnahme gekommen. Auch ein allfälliger Zeugenaufruf ist noch offen.