Sabrina G.* (43) aus Zürich ist frustriert. Sie wollte mit einer Kollegin an die Fasnacht nach Luzern fahren, die Vorfreude war gross. Sie löste schon früh das Billett für den Extrazug, der die Fasnächtler um 3.46 Uhr nach Luzern bringen würde.
Doch der Zug stand zwar auf Gleis 8 bereit – allerdings liess man die Fasnächtler buchstäblich im Regen stehen. Grund: Der Bahnhof ist über Nacht geschlossen. «Die Gitter waren zu, da waren nur ein paar von den Bahnpolizisten unterwegs.» Bis zuletzt hoffte Sabrina G., dass sie noch den Zug erwischt. Um 3.50 Uhr öffneten sich schliesslich die Gitter – und der Zug war weg. «Mit uns standen etwa 40 bis 50 Fasnächtler da, die auf den Zug wollten. Das ist ein Riesenfrust!»
Sie ist nicht die Einzige. «Ich fühle mich ohnmächtig, bin stinkhässig!», sagt Marlies Alessandri (74) aus Zürich. Ihre Kollegin Monika (66) stimmt ihr zu: «Wir sind extra früh aufgestanden, um den Urknall mitzuerleben. Das ist eine Frechheit. Bravo SBB.»
Taxifahrt für 129 Franken
Die schnellste Lösung: Per Taxi oder Uber nach Luzern. «Wir bildeten spontane Fahrgemeinschaften, sitzen jetzt zu viert in einem Taxi», berichtet die Fasnächtlerin. Geschminkt und verkleidet sind wir auch noch nicht, das hätten wir alles am Bahnhof machen wollen.
Die Fahrt nach Luzern ist nicht gerade günstig: «Der Spass kostet uns 129 Franken.» Die Taxifahrer am Bahnhof hätten sich gefreut und grosse Augen gemacht, als sie die Leute gesehen hätten. Sie wird nun von der SBB eine Entschädigung verlangen. Kurz nach 5 Uhr meldet sie: Ganz knapp hat sie es zum Urknall geschafft.
Auch ein weiterer Blick-Leser berichtet gefrustet, dass der Bahnhof geschlossen gewesen sei und er den Extrazug deswegen verpasst habe. Er fragt: «Wie kann so etwas passieren? War das der Fasnachtsstreich der SBB, war es eine geplante Aktion der Vereinigten Taxifahrenden, um an einem regnerischen Donnerstagmorgen die Kassen zu füllen?»
«Es war ein Missverständnis zwischen den zuständigen Stellen»
Die SBB entschuldigen sich auf Blick-Anfrage in aller Form bei den betroffenen Fasnächtlerinnen und Fasnächtler. «Ein Missverständnis zwischen den verschiedenen Stellen hat dazu geführt, dass die Türen nicht rechtzeitig geöffnet wurden.», schreibt Mediensprecher Bas Vogler.
Die SBB haben umgehend einen weiteren Extrazug organisiert, der um 04:54 Uhr nach Luzern gefahren ist. Weiter kommen die SBB den betroffenen Kunden entgegen. «Wir wollen uns gegenüber Kundinnen und Kunden, die ein Taxi beansprucht haben, kulant zeigen», schreibt Vogler. Betroffene sollen sich beim Kundendienst melden. Falls das Billett am Billettautomaten oder im Reisezentrum gekauft wurde, können sich die Kundinnen und Kunden an ein SBB Reisezentrum wenden.
*Name bekannt