Familiendrama in Flaach ZH: Die beiden Kinder Alessia (2) und Nicolas K.* (5) sind gestern Abend getötet worden. Unter dringendem Tatverdacht: ihre Mutter Natalie K.* (27).
Die Mutter hat habe um 21.30 Uhr der Einsatzzentrale der Polizei gemeldet, dass ihre beiden Kinder tot seien, teilt die Zürcher Kantonspolizei heute mit.
«Die genaue Todesursache ist noch ungeklärt», sagt Kapo-Sprecher Werner Schaub zu Blick.ch. Das Institut für Rechtsmedizin werde die entsprechenden Untersuchungen durchführen.
Die ersten Polizisten vor Ort hätten unverzüglich mit Reanimationsbemühungen begonnen, sagt ein Polizeisprecher. Der beigezogene Notarzt habe die Wiederbelebungsversuche fortgesetzt.
Auch ein Team der Rega sei alarmiert worden. Alle Bemühungen seien aber vergebens gewesen. Die beiden Kinder seien noch in der Wohnung verstorben.
Der Vater sitzt im Gefängnis
Bei der Tötung scheint es sich um eine Verzweiflungstat zu handeln. Die Frau hätte ihre Kinder am Sonntag zurück in ein Zürcher Heim bringen müssen. Sie waren seit dem 19. Dezember bei ihrer Mutter.
Im Heim waren sie wegen einer Polizeiaktion am 4. November, bei der die Eltern wegen Betrugsverdachts festgenommen wurden. Die Mutter wurde wenige Tage später wieder auf freien Fuss gesetzt, Vater Mike K.* (28) sitzt nach wie vor hinter Gittern.
Natalie K. wollte verhindern, dass die Kinder am Sonntag wieder in das Heim zurückkehren mussten. «Ich war die letzten 6 Jahre Hausfrau und Mutter und immer da für meine Kinder. Und nur weil mein Mann nun im Gefängnis sitzt, müssen meine Kinder dafür bezahlen?», schrieb sie vor wenigen Tagen in einer E-Mail an Blick.ch und andere Schweizer Medien – beigelegt der Entscheid der Kinder- und Erwachsenenschutzbehörde (Kesb), die den Eltern die Ohbut über die Kinder entzogen hatte.
«Zur Beruhigung der Situation», wie die Kesb schrieb, wurde der Mutter über die Feiertage ein grosszügiges Besuchsrecht gewährt.
«Hatte nichts mit den Betrügereien meines Mannes zu tun»
Die Untersuchungen der Polizei hätten gezeigt, «dass ich nichts mit den Betrügereien meines Mannes zu tun hatte und ebenfalls ein Opfer seiner Lügen war», schreibt Natalie K.
Es spreche gar nichts dagegen, ihr die Kinder zurückzugeben. «Aber trotzdem will die Kesb die Kinder weiterhin ins Heim stecken.» Dort seien sie doch nur «verängstigt und verstört». Darüber, dass sie plant, ihren Kindern etwas anzutun, schrieb die Mutter nichts.
Blutüberströmt festgenommen
Die Mutter war noch vor dem Eintreffen der Polizei aus dem Wohnhaus geflohen. Im Zuge der sofort eingeleiteten Fahndung habe sie jedoch kurze Zeit später in der Nähe des Tatorts verhaftet werden können.
«Sie kam blutüberströmt aus dem Wald», sagt eine Augenzeugin zu Blick.ch. Hinter der 27-Jährigen sei ein Kastenwagen der Polizei gefahren. «Legen Sie das Messer weg» hätten die Beamten gerufen. Mit auf sie gerichteter Waffe hätten die Polizisten die Frau dann überwältigt.
Das Paar wohnte laut einem Nachbarn seit August in der Wohnung in Flaach, habe dabei offensichtlich aber Probleme gehabt, die Miete bezahlen zu können. Auf Ende November hätten die beiden die Wohnung wieder gekündigt, aber keine neue Bleibe gefunden.
«Wir sind sehr betroffen»
Die Menschen in der Zürcher Gemeinde sind ob der Tat erschüttert. «Wir sind sehr betroffen», sagt Gemeindepräsident Walter Staub (47).
Die Familie hatte offensichtlich finanzielle Probleme. «Die Gemeinde hat der Frau Ende November noch Nothilfe geleistet», sagt Staub.
Mutter ist tatverdächtig – Befragung muss warten
Aufgrund der bisherigen Ermittlungen habe sich ein dringender Tatverdacht gegen die Mutter ergeben, erklärt die Polizei. Sie habe sich aber selber Verletzungen zugefügt. Sie habe deshalb noch nicht zur Tat befragt werden können. Die Verletzungen seien nicht lebensbedrohlich, sagt der Sprecher weiter. Die Frau werde voraussichtlich erst in einigen Tagen befragt werden können.
Die Mutter sei der Polizei nicht wegen Gewaltdelikten oder psychischer Auffälligkeit bekannt gewesen, sagt der Polizeisprecher. Weitere Angaben macht er mit Hinweis auf den Persönlichkeitsschutz nicht.
Fall erinnert an Zwillingsmord von Horgen
Die weiteren Abklärungen in Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft IV des Kantons Zürich seien im Gang. Weitere Einzelheiten sowie die Hintergründe der Tat seien Gegenstand der laufenden Ermittlungen.
Der Fall weckt Erinnerungen an das Tötungsdelikt an zwei Kindern im zürcherischen Horgen in der Nacht auf Heiligabend 2007. Die beiden siebenjährigen Zwillinge waren damals von ihrer Mutter in ihren Betten erstickt worden. Die Mutter wurde im Dezember 2013 wegen mehrfachen Mordes vom Zürcher Obergericht zu einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe verurteilt. (SDA/noo/bme/eg/spi)
* Namen der Redaktion bekannt