Ein älteres Ehepaar hält in Zürich Vermieter teurer Wohnungen zum Narren. Die Mietnomaden sind gebildet, haben top Manieren. Die Rentner aus der Zürcher Kulturszene haben es deshalb wiederholt geschafft, sich in gediegenen Wohnungen einzumieten, obwohl sie sich diese eigentlich gar nicht leisten können.
Wie der «Tages-Anzeiger» berichtet, steht das Rentner-Paar bei zwei verschiedenen Vermietern mit Zehntausenden Franken in der Kreide. Auch in anderen Belangen lassen die beiden lieber andere zahlen. Vor Freunden und Bekannten machen sie dabei keinen Halt.
Preis egal, Hauptsache Jugendstil
Laut BLICK-Recherchen handelt es sich bei den Mietnomaden um Barbara P.* (80) und Richard C.* (74), die über Zürich hinaus einst in der internationalen Kulturszene zu Hause waren.
2015 erschwindelte sich das Paar den Mietvertrag einer Fünfeinhalbzimmer-Wohnung mit zwei Bädern in einem Jugendstilhaus an bester Lage in Zürich. Monatlicher Mietzins: fast 4500 Franken. Der Vermieter verzichtete darauf, sich einen Betreibungsregisterauszug zeigen zu lassen. Schliesslich sind die beiden Rentner Leute von Welt: Die Frau trat früher als Sängerin an renommierten Opernbühnen auf. Ihr Ehemann war in der Zürcher Kulturszene eine bekannte Grösse.
Nach einiger Zeit bezahlten die beiden keine Miete mehr. Fünf Monate lang floss kein Geld. Dann flatterte die Kündigung rein, worauf das Paar die Rückstände plötzlich beglich. Der Vermieter nahm daraufhin die Kündigung zurück. Doch ab April 2017 zahlte das Künstlerpaar wieder nicht!
Erst nach zehn Monaten erzwang das Bezirksgericht Zürich die Ausweisung, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet. Der Vermieter blieb auf Mietausfällen und Anwaltskosten von 50'000 Franken sitzen.
Hochverschuldet, am Existenzminimum
Seit Juli 2018 wohnen Barbara P. und Richard C. wieder in einer Traumwohnung. Wieder fünfeinhalb Zimmer, wieder in einem Jugendstilhaus, wieder an bester Lage in Zürich. Wieder wollte der Vermieter keinen Betreibungsregisterauszug sehen. Wer glaubt, dass die beiden sich inzwischen mässigen und sich mit einer billigeren Wohnung zufriedengeben, hat weit gefehlt: die Miete beträgt diesmal sogar 5000 Franken.
Abgesehen vom ersten Monat hat das Paar am neuen Wohnort bis heute keine Miete bezahlt. Und so hat sich inzwischen ein Schuldenberg von 30'000 Franken angehäuft. Bis das Bezirksgericht auch hier eine Ausweisung verfügen wird, werden wohl einige weitere Monatsmieten unbezahlt bleiben. Der Vermieter rechnet mit Ausfällen und Kosten von ebenfalls 50'000 Franken.
Wie der Auszug des Betreibungsamtes zeigt, ist das Künstlerpaar hoch verschuldet. Barbara P. und Richard C. leben am Existenzminimum. Doch am Lebensstandard halten sie fest. Das Nachsehen hat auch eine Bekannte, die für den Ehemann ein Catering organisierte und niemals dafür bezahlt wurde. Oder ein Freund, der dem Hochstapler 200'000 Franken lieh, die dieser leichtsinnig verspekulierte. (noo)
* Namen geändert