Sie sind gigantisch, weisen eine Länge von 18 Meter auf und bringen unfassbare 55 Tonnen auf die Waage: Pottwale.
Obwohl sie eigentlich in den Tiefen der Ozeane hausen, scheint sich ein Exemplar am Montag an den warmen Zürichsee verirrt zu haben. Mehrere Leserreporter berichten Blick von einem «gestrandeten Wal» am Zürcher Utoquai. Bilder vom rechten Seeufer zeigen tatsächlich eine riesige, walförmige Figur. Gebettet ist die Masse auf einem Fleck Sand. Ein fischiger Verwesungsgeruch liegt in der Luft.
«Sogar eine Blutspur am Boden»
«Ich war sehr überrascht», sagt ein Leserreporter zu Blick. «Der Wal sah sehr echt aus.» Eine weitere Leserin wundert sich: «Es gab sogar eine Blutspur am Boden.»
Trotz des authentischen Aussehens dürfte es sich bei dem Wal um eine Attrappe eines Künstlerkollektivs handeln. So zeigte sich die Gruppierung «Captain Boomer Collective» schon in der Vergangenheit verantwortlich für ähnliche Aktionen. Im australischen Adelaide wurde Anfang Jahr eine der Zürcher Version ähnlich aussehende Pottwal-Attrappe an einem Strand aufgefunden.
Dreitägige Kunstaktion
Das «Captain Boomer Collective» will mit seinen Ausstellungen Sichtbarkeit für die Verschmutzung der Weltmeere schaffen. Die anwesenden Personen trugen am Montagmorgen ebenfalls Schutzanzüge mit entsprechendem Logo.
Am späten Vormittag herrscht Klarheit: Das realistische Modell ist Teil einer dreitägigen Kunstaktion des belgischen Captain Boomer Kunst-Kollektivs, eingeladen vom Zürcher Theater Spektakel. In Kooperation mit der Meeresschutz-Organisation KYMA montierten die Beteiligten in der Nacht das riesige Modell am Utoquai.
Bewusstsein für Umweltzerstörung schaffen
Dahinter steckte offenbar eine regelrechte Performance, wie einer der Aktivisten gegenüber «ZüriToday» angibt, «Wir holten den Wal in der Nacht aus dem See und untersuchen ihn jetzt», sagt einer der Teilnehmer der Aktion mit einem Augenzwinkern.
«Mit dem offensichtlich absurden und sehr emotionalen Bild eines am Ufer des im Zürichsee gestrandeten Wals wollen wir das Bewusstsein schärfen für Umweltzerstörung, Artensterben und die Gefährdung natürlicher Lebensräume», wird der künstlerische Leiter des Theater-Spektakels, Matthias von Hartz, in einer Medienmitteilung zitiert.