Erpresser forderte 210'000 Euro Lösegeld, nun vor Gericht
Rolf S. (76) drohte Migros, Lebensmittel zu vergiften

Seit Jahren führt ein Horgener Bauer ein kriminelles Doppelleben: Jetzt steht der Sprengstoff-Attentäter und Erpresser vor dem Bundesstrafgericht von Bellinzona TI. Er wollte von Ex-Chef Herbert Bolliger 237'000 Franken.
Publiziert: 27.11.2018 um 09:31 Uhr
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Aktualisiert: 02.12.2018 um 13:54 Uhr
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Rolf S. kommt am Dienstagmorgen vor Gericht in Bellinzona an.
Foto: Ti-Press / Ti-Press
Myrte Müller

Nach aussen war Rolf S.* (76) ein tüchtiger Landwirt. Doch der Horgener hatte ein zweites Gesicht. Das zeigt sich nun vor dem Bundesstrafgericht in Bellinzona. Dort muss sich Rolf S.* wegen Gefährdung durch Sprengstoffe und giftige Gase in verbrecherischer Absicht, wegen versuchter qualifizierter Erpressung und Sachbeschädigung verantworten.

Die Liste der Anklagepunkte ist lang, auch die der Privatkläger: Unter ihnen sind die Gemeindewerke Horgen, die SBB AG – und die Genossenschaft Migros Ostschweiz.

Die DNA-Spur entlarvte den Erpresser

Der schwerste Vorwurf betrifft die Erpressung der Migros im Spätsommer 2016. Am 1. September erhält Herbert Bolliger, damals Präsident der Migros-Generaldirektion, über die interne Post ein undatiertes Schreiben. Darin droht ein Erpresser an, in verschiedenen Geschäften der Migros vergiftete und verdorbene Waren auszulegen, sollte die Migros ihm nicht den Betrag von 210'000 Euro, umgerechnet 237'000 Franken, übergeben.

Ein Mitarbeiter sollte auf dem Autobahnrastplatz St. Margrethen SG beim ersten Mülleimer eine Tüte mit weiteren Handlungsanweisungen herausziehen. Zudem drohte der anonyme Adressat, eine Migros-Filiale in Brand zu stecken.

Dummerweise hinterliess Rolf S. seine DNA auf dem Adressetikett. Und die kannte die Polizei nur zu genau. Denn Rolf S. war schon in der Vergangenheit wegen Sachbeschädigung zu zehn Monaten Haft verurteilt worden. Und es lief bereits ein weiteres Ermittlungsverfahren. 

Zahlreiche Attentate auf Zürcher Hydranten

Zwischen August 2011 und Oktober 2012 verübt Rolf S., so die Staatsanwaltschaft, Anschläge auf vier Zürcher Hydranten. Zwei weitere folgen im Jahr 2015. Jedes Mal versucht der Mann mit selbstgebastelten Bomben, die Wasserzapfstellen durch die Explosion zu kippen.

Zum Teil benutzt er Horror-Knall-Raketen, um die Hydranten in die Luft zu sprengen. Dabei hinterliess er fingierte Bekennerschreiben aus der linken Szene. Zudem soll Rolf S. ein Schliessfach im SBB-Bahnhof Zürich-Enge gesprengt und die Schlosszylinder eines Wohn- und Geschäftshauses mit flüssigem Klebstoff zugeklebt haben. 

*Name geändert

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