Es regnet stark, als Jetmir Morina (†30) am späten Mittwochabend auf der A1 Richtung Zürich fährt. Auf der Höhe Winterthur telefoniert er mit seiner Mutter. «Plötzlich sagte er, es habe einen Unfall gegeben und er wolle helfen gehen», erzählt sein Bruder Besart Morina (38) einen Tag später gegenüber Blick.
Morinas Hilfeversuch endet tödlich. Als er aussteigt, so schreibt es die Kantonspolizei Zürich später in einer Mitteilung, wird Morina auf dem Pannenstreifen von einem Auto erfasst, das unkontrolliert über die Autobahn schlingert. Der 30-Jährige wird über die Leitplanke auf die darunter liegende Hauptstrasse geschleudert und dort von einem weiteren Auto überfahren.
Der gebürtige Kosovare wird umgehend ins Spital gefahren. Doch jede Hilfe kommt zu spät. Kurze Zeit später erliegt er seinen schweren Verletzungen.
Morinas Bruder Besart wird noch am selben Abend von den Brüdern seiner Schwägerin informiert: «Das Telefon fiel mir aus der Hand. Ich stand unter Schock, wollte es einfach nicht wahrhaben», sagt er zu Blick.
«Er hat immer versucht, jedem zu helfen»
Ihm sei aber schnell bewusst gewesen, dass er ruhig bleiben müsse. «Ich musste ja noch meinen Eltern die traurige Nachricht überbringen. Sie und Jetmir standen sich sehr nahe.»
Die Familie wartet nun auf die Überführung des Sohnes in den Kosovo. «Jetmir wird hier im Dorf Topanica im Osten des Kosovos beerdigt.» Seinen Bruder, der das jüngste von drei Kindern sei, könne er mit wenigen Worten beschreiben: «Er war der beste, liebste und hilfsbereiteste Mensch, den ich je gekannt habe. Das Paradebeispiel in unserem Bekanntenkreis.» Weiter sei er ein toller Bruder und liebevoller Ehemann und Vater gewesen. «Er hat drei Töchter im Alter von fünf, drei und einem Jahr.»
Jetmir sei gläubiger Muslim gewesen und habe Ramadan gefeiert, sagt der Bruder, der als Imam tätig ist. «Kurz vor dem Tod nahm er noch die Dattel zu sich, um das allabendliche Fastenbrechen zu feiern.»
Jetmir Morina habe im Kosovo ein islamisches Gymnasium besucht und dann Zahnmedizin studiert. Vor rund sechs Jahren sei er dann der Liebe wegen in die Schweiz gezogen. «Leider konnte er in der Schweiz noch nicht als Zahnarzt arbeiten. Aber er war gerade dabei, alles in die Wege zu leiten, um diesen Job in ein paar Jahren in der Schweiz ausüben zu können. Doch Gott hatte andere Pläne mit ihm», sagt sein Bruder. «Es bedeutet uns viel, dass er als Helfer gegangen ist – und dass Gott ihn zu sich nehmen wollte.»