Insgesamt 13 Mal schiessen Beamte der Stadtpolizei Zürich Ende 2015 auf Omar M.*. Neun Mal wird der Äthiopier getroffen oder gestreift – wie durch ein Wunder überlebt er schwer verletzt. Aber auch nach den vielen Treffern brauchen die Polizisten Pfefferspray und Fäuste, um den psychisch kranken Mann zu bändigen. Dieser war zuvor mit einem Metzgermesser durch die Stadt geirrt.
Am Dienstag musste sich einer der Polizisten Markus P. vor dem Obergericht wegen versuchter Tötung verantworten. Das Zürcher Obergericht sprach den Beamten frei. Das Obergericht folgte damit der Vorinstanz, dem Bezirksgericht Zürich, und der Staatsanwaltschaft, die selber einen Freispruch für den Polizisten gefordert hatte. Der Anwalt des Opfers forderte hingegen eine Verurteilung.
Situation eskalierte innert kürzester Zeit
Die Situation an diesem Sonntagmorgen im Jahr 2015 eskalierte innert kürzester Zeit: Ein psychisch kranker Mann aus Äthiopien ging mit einem 25 Zentimeter langen Fleischmesser durch Zürich-Wiedikon, als die Polizeistreife auf ihn aufmerksam wurde.
Noch bevor die fünf Polizisten den Mann kontrollieren konnten, ging er mit dem Messer auf sie los und schrie «kill me, kill me». Zwei der fünf Polizisten zückten ihre Waffen und gaben insgesamt 13 Schüsse ab, wobei das Opfer von sechs Kugeln getroffen wurde.
Elf der 13 Kugeln stammten aus der Waffe des heute 34-jährigen Beschuldigten. Dieser machte vor Gericht geltend, dass er Angst um sein Leben und das seiner Kollegen gehabt habe. «Wir mussten innert Kürze entscheiden, was wir tun. Es ging nicht anders.»
Ambulante Therapie verordnet
Unter den Verletzungen leidet der Mann bis heute. Sein linker Arm ist kaum noch funktionsfähig. Drei Finger sind dauerhaft gekrümmt, die Schmerzen sind chronisch. «Sein Leben ist ruiniert», sagte sein Anwalt dazu. Bei allem Verständnis für den Polizisten dürften die Folgen für das Opfer nicht vergessen werden.
Auch gegen den Äthiopier mit dem Fleischmesser wurde ein Verfahren eingeleitet. Das Bezirksgericht Zürich sprach ihn 2016 aber vom Vorwurf der versuchten schweren Körperverletzung frei und verordnete eine ambulante Therapie. Der Mann leidet an einer schizophrenen Psychose und war zum Zeitpunkt der Tat schuldunfähig. Er sagte aus, ein intensiver Geruch habe ihn angetrieben.
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