Ein Freund der Familie über die Dschihad-Teenies von Winterthur
«So wurden sie radikalisiert»

Schwere Vorwürfe erhebt ein Freund der Familie von Visar und Edita gegen die An’Nur-Moschee in Winterthur. Dort seien Hintermänner des IS aktiv.
Publiziert: 17.01.2016 um 20:32 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 02:16 Uhr
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Kurz vor Weihnachten 2014 verschwand Edita ...
Foto: ZVG
Lea Gnos

Die Geschwister Edita (16) und Visar (17) sind zurück aus Syrien. Seit dem 29. Dezember sind sie wieder in Winterthur ZH. Vor ihrer Abreise verkehrten die beiden Teenager in der An’Nur-Moschee in Winterthur-Hegi. Jetzt werden Stimmen aus dem Umfeld der Familie laut und erheben  schwere Vorwürfe. Ein Freund der Familie sagt: «Die Verantwortlichen dort haben zu wenig getan, um die beiden in ihrem religiösen Wahn zu bremsen!»

Im Dezember 2014 reisten Visar, damals KV-Lehrling bei der Stadtverwaltung Winterthur, und Sekundarschülerin Edita nach Syrien, um sich der Terrormiliz IS anzuschliessen. Wenige Tage vor ihrem Verschwinden sagten sie ihren Eltern, sie wollten bei Freunden übernachten, um dort Weihnachten zu feiern. Tatsächlich reisten sie nach Syrien – organisiert von Hintermännern des IS, die in der Schweiz tätig sind.

Koffer voller Geld zirkulieren in Winterthur

«Die Kontaktmänner, die das organisiert haben, verkehrten in der An’Nur-Moschee», sagt der Freund der Familie. Die Hintermänner seien bestens organisiert und agierten sehr professionell. Sie würden von der Terrormiliz IS bezahlt. «Ganze Koffer mit Geld werden in Winterthur herumgereicht, um den Dschihadismus zu finanzieren», will er wissen. Er kann nicht verstehen, warum die Verantwortlichen der An’Nur-Moschee nicht eingeschritten sind. Und auch von den Schweizer Behörden ist er enttäuscht: «Sie müssten endlich handeln.»

Denn es war nicht nur die Moschee, die bei der Radikalisierung der Jugendlichen eine zentrale Rolle spielte. Visar sei unter anderem im Kampfsportcenter des Islamisten Valdet Gashi (†29) mit dem radikalen Islam in Verbindung gekommen. Gashi hatte sich dem IS angeschlossen und soll mittlerweile in Syrien ums Leben gekommen sein.

Geplatzter Traum vom besseren Leben in Syrien

Bei der Radikalisierung von Edita hat nach Angaben des Freundes der Familie auch eine Frau eine grosse Rolle gespielt. «Sie war arbeitslos und hatte viel Zeit.» Sie habe die Schweiz schlecht gemacht und erzählt, man könne nur in einem muslimischen Land frei sein. «Ausserdem sagte sie Edita, sie bekomme in Syrien ein eigenes Haus.»

Der Traum vom besseren Leben in Syrien ist für die beiden Teenager geplatzt. Ab Montag geht für sie der Alltag in der Schweiz wieder los. Visar soll seine Lehre fortsetzen, Edita die Schule besuchen. Die beiden sollen fremdplatziert werden.

Ob die Bundesanwaltschaft mittlerweile Ermittlungen gegen Personen aus dem Umfeld der An’Nur-Moschee führt, will sie nicht sagen. Auf Anfrage von SonntagsBlick heisst es lediglich, man führe im Kontext mit der Bekämpfung des extremen Dschihadismus verschiedene Strafuntersuchungen, äussere sich aber grundsätzlich nicht zu einzelnen Personen oder Objekten, welche in von ihr geführten Verfahren involviert sein könnten.

Die Verantwortlichen der An’Nur-Moschee waren gestern für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

*Name der Redaktion bekannt

An’Nur ohne Präsident

Seit Monaten steht die An’Nur-Moschee in der Kritik. Mehrere Jugendliche, die dort verkehrten, gingen nach Syrien und schlossen sich der Terrortruppe Islamischer Staat an. Jetzt wirft Präsident Atef Sahnoun, das Handtuch: «Genug ist genug», sagte er gestern dem «Tages-Anzeiger». «Ich kann nicht mehr.» Immer wieder hatte Sahnoun versucht, seine Moschee zu verteidigen und in ein besseres Licht zu rücken. Zuletzt trat er in der Sendung «Schawinski» auf, gab aber ein schlechtes Bild ab. Seit dem TV-Termin, so Sahnoun, werde auch sein nicht ordnungsgemäss registriertes Unternehmen angegriffen. Er müsse weitere Angriffe auf die Firma verhindern. «Sie ist mein Leben.»

Atef Sahnoun, bisher Präsident von An'Nur, wirft das Handtuch.
Atef Sahnoun, bisher Präsident von An'Nur, wirft das Handtuch.
Valeriano Di Domenico

Seit Monaten steht die An’Nur-Moschee in der Kritik. Mehrere Jugendliche, die dort verkehrten, gingen nach Syrien und schlossen sich der Terrortruppe Islamischer Staat an. Jetzt wirft Präsident Atef Sahnoun, das Handtuch: «Genug ist genug», sagte er gestern dem «Tages-Anzeiger». «Ich kann nicht mehr.» Immer wieder hatte Sahnoun versucht, seine Moschee zu verteidigen und in ein besseres Licht zu rücken. Zuletzt trat er in der Sendung «Schawinski» auf, gab aber ein schlechtes Bild ab. Seit dem TV-Termin, so Sahnoun, werde auch sein nicht ordnungsgemäss registriertes Unternehmen angegriffen. Er müsse weitere Angriffe auf die Firma verhindern. «Sie ist mein Leben.»

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