Doktorand Theo D. prügelte 20 Minuten grundlos auf sein Opfer ein
Der irre Dr. Faust!

Von einer Sekunde zur anderen wurde aus Theo D. der irre Dr. Faust. An der Zürcher Tramhaltestelle Milchbuck prügelte Theo D. grundlos auf den ihm unbekannten D. K.* (20) ein und zertrümmerte ihm sämtliche Gesichtsknochen. Gestern musste sich Theo D. wegen versuchter vorsätzlicher Tötung vor dem Bezirksgericht Zürich verantworten.
Publiziert: 11.11.2015 um 20:00 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 23:45 Uhr
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Das Opfer: Nach der Attacke …
Foto: Claudio Meier
Von Jessica von Duehren

Die Karriere als Akade­miker war für Theo D.* (27) zum Greifen nah: Abitur in Nordrhein-Westfalen (D), Informatikstudium, Auslandsemester in den USA, 2013 Abschluss als Diplom-Informatiker. Als Doktorand an die ETH Zürich. Dann kam die Nacht vom 18. Februar 2014.

Von einer Sekunde zur anderen wurde aus dem Musterschüler der irre Dr. Faust. An der Zürcher Tramhaltestelle Milchbuck prügelte Theo D. grundlos auf den ihm unbekannten D. K.* (20) ein. Das Opfer lag einen Monat im Koma und überlebte nur knapp. Der Elitestudent wurde schnell gefasst und musste sich gestern wegen versuchter vorsätzlicher Tötung vor dem Bezirksgericht Zürich verantworten.

An viel kann sich Theo D. nicht erinnern. Er habe den Geburtstag eines Arbeitskollegen gefeiert, danach sei er irgendwie im Club Mascotte am Bellevue gelandet. Wie viel er trank, weiss er nicht mehr. Geschätzt vier Liter Bier, dazu einen Jägermeister. Gegen drei Uhr morgens macht er sich auf den Heimweg, will am Milchbuck umsteigen. Genau wie D. K.

Auch der kommt von einer Feier, hat getrunken und will heim. Videokameras zeichnen auf, wie die jungen Männer ins Gespräch kommen. Worum es ging, wissen heute beide nicht mehr. Was dann passiert, ist an Brutalität kaum zu übertreffen: Als D. K. sich für einen Moment wegdreht, greift ihn Theo D. von hinten an. Immer wieder prügelt er auf sein Opfer ein. Selbst als D. K. wehrlos am Boden liegt, tritt der 120-Kilo-Mann mehrfach gegen dessen Kopf. Er zertrümmert ihm sämt­liche Gesichtsknochen. Das Profil der Schuhsohle ist noch 24 Stunden später zu erkennen.

Bis heute leidet D. K. an den Folgen. Wie alles passieren konnte, weiss Theo D. nicht: «Ich kann mich nur an ein Bedrohungs­gefühl erinnern. Ich hatte einfach nur Angst.» Der Gutachter bescheinigt ihm eine verminderte Schuldfähigkeit. Trotzdem entscheidet der Richter: Theo D. muss sieben Jahre ins Gefängnis. Dort hat er Zeit, sein Mathematik-Fernstudium abzuschliessen.

* Namen der Redaktion bekannt

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