Das idyllische Dörfchen Rheinau ZH plant Revolutionäres. Hier wird das bedingungslose Grundeinkommen ein Jahr lang getestet. Heisst: Jeder Dorfbewohner über 25 bekommt ein Jahr lang monatlich 2500 Franken.
Eine entsprechende Volksinitiative schickten die Schweizer Stimmbürger vor genau zwei Jahren klar bachab. Auch in Rheinau hatte die Initiative keine Chance: 72 Prozent stimmten dagegen. Doch jetzt hat der Wind in der Gemeinde an der deutsch-schweizerischen Grenze offenbar gedreht.
Rheinauer sind Feuer und Flamme
Zwei Hürden stehen dem Projekt um Initiantin Rebecca Panian (39) noch im Weg: Ein erfolgreiches Crowdfunding und genügend Anmeldungen. Bis Ende August können sich die rund 1300 Rheinauer für den Versuch anmelden – etwa die Hälfte muss mitmachen, damit das Experiment auch durchgeführt wird. (BLICK berichtete)
Darüber sorgt man sich im Rheintal aber nicht. «Ich bin mir sicher, dass genügend Menschen mitmachen», sagt Rentner Marcel Zwahlen (71). «Das Projekt kommt bei uns im Dorf sehr gut an. Wir können nur profitieren!»
Der ehemalige Konditor hatte schon vor zwei Jahren die nationale Initiative angenommen. Hauptgrund dafür seien für ihn die Arbeitslosen. «Wer weiss, dass am Ende des Monats genügend Geld auf dem Konto ist, arbeitet auch in Jobs, die nicht so gut bezahlt sind», sagt er gegenüber BLICK.
Auch Alfred Vogel (77) ist von dem Projekt überzeugt. Er glaubt, dass sich Arbeitssuchende nicht einfach auf die faule Haut legen würden. Denn: «Wir arbeiten nicht nur, um Geld zu verdienen. Die Arbeit gibt dem Leben Sinn und Struktur.»
Auch Kinder und Jugendliche profitieren
Nicht jeder profitiert gleichermassen vom Geldsegen. Wer durch Lohn, AHV oder Sozialleistungen schon über 2500 Franken pro Monat einnimmt, muss das ausbezahlte Grundeinkommen wieder zurückzahlen. Wer weniger verdient und gleichzeitig noch nicht 25 Jahre alt ist, kriegt noch 1875 Franken. Auch Jugendliche (1250 Franken) und Kinder (625 Franken) werden im Verhältnis unterstützt.
Läuft alles glatt, kann sich ab Januar 2019 zum Beispiel Christine Röthlisberger (67) über einen Zustupf freuen. Ihr Pensionsgeld liegt knapp unter den 2500 Franken Grundeinkommen. Dass sie das Projekt unterstützt, versteht sich also von selbst. Trotzdem schaut sie nicht nur auf sich: «Es ist doch ein minimales Recht für jeden Menschen, Ende Monat genug Geld auf dem Konto zu haben.»