Die Polizeiaktion «Casanova» stoppte sein Treiben
Dr. Liebesschuft droht wieder Knast

Lügen und betrügen – statt heilen und operieren. Die Tätigkeit von Arzt Peter S. (61) besteht darin, einsame Frauen über den Tisch zu ziehen. Im Januar steht er wieder mal vor Gericht – in Winterthur. Deliktbetrag: gegen 200'000 Franken.
Publiziert: 08.01.2018 um 23:54 Uhr
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Aktualisiert: 08.05.2019 um 16:14 Uhr
Der Arzt, dem die Frauen vertrauten: Liebessschuft und Betrüger Peter S.
Foto: ZVG
Viktor Dammann

Dieser Arzt ist offenbar unheilbar kriminell. Statt zu operieren, bringt Chirurg Peter S.* (61) liebesbedürftige Damen um ihr Geld. Bei seiner letzten Verurteilung im Kanton Bern sprach ihn das Gericht 2013 des gewerbsmässigen Betrugs schuldig. Nun muss der Doktor am 25. Januar in Winterthur ZH wieder vor Gericht. Der Staatsanwalt verlangt vier Jahre Knast. Dieses Mal brachte ihn die Zürcher Kantonspolizei mit ihrer «Aktion Casanova» zur Strecke. Denn: Der Herr Doktor hatte sogar während des Strafvollzugs munter weitergegaunert.

«Von seinem Vorleben wusste ich nichts, als ich Peter S. im Mai 2014 kennenlernte», sagt Heidi M.** (67). Wie die meisten Opfer des Gewohnheitsbetrügers hatte die Dame eine Kontaktanzeige im «Tages-Anzeiger» geschaltet. Sie erinnert sich: «Peter erzählte mir, dass er in Privatkliniken als Chirurg tätig sei.»

In der Folge log Peter S. seiner neuen Flamme vor, er habe die Möglichkeit, Gelder gewinnbringend anzulegen. Darauf vertraute ihm Heidi M. 58'000 Franken an – nun ist alles weg.

Arzt jammerte vor Gericht

Im Berner Verfahren waren dem charmanten Arzt sieben Frauen auf den Leim gekrochen, die ihm Darlehen oder Investments von rund 440'000 Franken anvertraut hatten. Dafür kassierte er 30 Monate Gefängnis teilbedingt. Vor Gericht jammerte der Liebesschuft: «Ich bin depressiv und kann deshalb nicht regelmässig operieren. Vielleicht hätte ich zum Psychiater gehen sollen.» Nachdem BLICK sein Foto publiziert hatte, mochte Peter S. nicht mehr zur Urteilseröffnung erscheinen.

Einem seiner Opfer hatte er von «seinem» tollen Ferrari vorgeschwärmt. «Ich besorgte ihm sogar das Nummernschild mit seinem Geburtsdatum», so die Frau zu BLICK. Die Kaderfrau gab dem Lebemann 70'000 Franken, die er für sie anlegen wollte. Statt der Hochzeit blieb ihr der Frust.

Im Zeitraum des Urteils führte Peter S. gleich drei Parallelbeziehungen. Seine Dauerfreundin Ursula K.* hatte er bereits 2011 während einer Zugfahrt kennengelernt. Er schwadronierte von seinem Arztberuf und lobte ihre Socken. Dann bat er sie, ihm für einen Autokauf 6000 Franken zu leihen. Als die Rückzahlung ausblieb, zeigte sie den Arzt an. Doch der Hallodri schaffte es, sie zum Rückzug der Anzeige zu bewegen. Darauf durfte er sogar bei ihr einziehen.

Weitere Frauen um den Finger gewickelt

Ursula K. war verborgen geblieben, dass ihr lieber Peter Anfang 2013 eine weitere Frau umgarnte. 110'000 Franken luchste ihr der Liebesschuft ab.

Pikant: Zur selben Zeit war Peter S. bereits mit einer weiteren Dame schwer beschäftigt. Ihr tischte er auf, im Tessin einen Rebberg gekauft zu haben. Für «Winzer-Anteilsscheine» und einen Privatkredit übergab ihm das Opfer 13'500 Franken.

Dauerfreundin Ursula K. ahnte auch nicht, dass ihr Peter im Sommer 2014 die Zürcher Geschäftsfrau Heidi M. kennengelernt hatte. Erst als der Doktor 2015 in den Knast eingerückt war, um seine einjährige unbedingte Strafe abzusitzen, flog die ganze Geschichte auf.

Bankauszüge entlarvten ihn

Ursula K. stiess zufällig auf Bankunterlagen ihres Partners. «Ich sah, dass ihm eine Heidi M. in mehreren Tranchen über 50'000 Franken überwiesen hatte. Ich nahm mit ihr Kontakt auf.» 

Als Ursula K. ihn mit den Recherchen konfrontierte, verlor Peter S. seinen Charme: «Du hast erreicht, was du wolltest. Ich bin in der komfortablen und glücklichen Lage, dass ich solche Idioten nicht brauche», schrieb er ihr per SMS. Peter S. war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

*Name bekannt

** Namen geändert

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