Die grosse Drogen-Reportage von der Street Parade
«Blaue Geistli gekauft – keine Ahnung, was das ist»

Der jährliche Wahnsinn in Zürich ist vorbei. 900’000 Raver feierten zum Techno-Sound der Love-Mobiles. Wie immer spielen auch die Drogen eine grosse Rolle.
Publiziert: 13.08.2017 um 11:08 Uhr
|
Aktualisiert: 12.09.2018 um 08:20 Uhr
1/14
900'000 Raver feierten bis tief in die Nacht.
Foto: Christian Merz
Sven Forster

Nackte Haut und hämmernde Technobässe – Zürich feierte seinen jährlichen Ausnahmezustand an der 26. Street Parade! Unter dem Motto «Love Never Ends» zogen rund 900’000 Menschen und 25 Love Mobiles rund ums Zürcher Seebecken – etwa gleich viele wie vor einem Jahr.

Besonders positiv aufgefallen: die wenigen Rettungseinsätze. Der Grossanlass blieb bis am Abend weitgehend friedlich und ohne grössere Zwischenfälle. Dabei spielte das angenehme Wetter eine wichtige Rolle. Chris­tian Kobel von saferparty.ch sagt: «Ohne die grosse Hitze sind die Leute lockerer.»

«Ich vertraue den Dealern nicht»

Seit 2001 bietet saferparty.ch im Auftrag der Stadt Zürich am Bürkliplatz kostenlose Drogentests an, um «Schadensminimierung zu betreiben», wie er sagt. Schon kurze Zeit nach der Eröffnung waren die Berater und Analysten im Dauereinsatz. Zeitweise gab es zwei Stunden Wartezeit.

Trotzdem nutzten die Raver das Angebot. «Ich vertraue den Dealern nicht», sagt ein junger Mann ohne T-Shirt. Ein anderer, als Bär verkleidet, ergänzt: «Ich habe blaue Geistli gekauft, aber keine Ahnung, was das ist.» Ein leicht angetrunkener Mann meint: «Ich will mir sicher sein, was drin ist – schwarz auf weiss.»

Insgesamt machten die Drogentester auf dem Bürkliplatz 37 Analysen. Sie stellten fest: Besonders beliebt in diesem Jahr waren ­Ecstasy und Amphetamine. Doch auch LSD wurde verkauft und getestet. Eine Probe fiel dabei besonders negativ auf, und die Tester rieten dem Raver eindringlich von der Einnahme ab – mit Erfolg.

Gefährlich hohe Wirkstoffkonzentration in Pillen

Aufgefallen ist den Testern auch die allgemein aussergewöhnlich hohe Wirkstoffkonzentration in den Pillen. «Man hätte die Tabletten teilen können und immer noch eine Wirkung dabei erzielt», sagt Chefanalyst Hans-Jörg Helmlin.

Trotz der bekannten Risiken verzichteten viele Raver nicht auf ihre Drogendröhnung. Ein junger Mann vor dem Testzelt stach besonders ins Auge. Zuerst nahm er eine Ladung Ecstasy, dann zündete er sich einen Riesenjoint an. «Man ist aktiver, kann gut reden und auch nette Mädels kennenlernen», prahlte er. Und behauptete: «Mehr als 70 Prozent der Besucher hier stehen unter illegalen Drogen.»

Sabrina aus Wil SG siehts ähnlich. «Ich denke, jeder zweite Schweizer hat doch schon mal Drogen konsumiert.» Die junge Polygrafin wollte ihr Marihuana auf den THC-Gehalt überprüfen lassen. Doch dafür sind die Maschinen im mobilen Check nicht ausgerüstet. Sie musste ohne Test weiter.

Fünf bis zehn Prozent der Besucher sind Drogenkonsumenten

Christian Kobel von saferparty.ch sieht den Drogenkonsum an der Street Parade nicht so drastisch: «Rechnen wir nur mit den illegalen Drogen, beläuft sich die geschätzte Zahl der Konsumenten auf fünf bis zehn Prozent.» Kurz nach 18 Uhr räumte das Drug-Test-Team seinen Stand zusammen. Aber Feierabend war noch lange nicht. Der nächste Einsatzort rief: Die Partymeile bei der Roten Fabrik am See. Bis in die frühen Morgenstunden analysierte das Team weiter die Drogen von Ravern.

Die Street Parade ist das Fest, wo man Vollgas gibt. Das volle Programm. An der Street Parade gilt eben einmal im Jahr: Sex, Drugs and Techno!

Erst ein Mal fehlte die Familie Rosamilia an der Street Parade. Der Gipsfuss von Tochter Valentina (14), konnte die Hardcore-Raver-Familie von Gerardo (48) und Caroline (43) mit Nina (12), Adriano (10) und Tiziana (9) sicher nicht abhalten. Zumal Nesthäkchen Tiziana die Kostüme designt hat!

Bilanz der Polizei

Während der Street Parade 2017 nahm die Zürcher Polizei 35 Betäubungsmittelhändler fest. Es wurden rund 570 Ecstasytabletten, rund 110 Gramm Cannabis, rund 85 Gramm Kokain und rund 10 Gramm MDMA sichergestellt. Weiter Bargeld im Wert von rund 2500 Franken und rund 1700 Euro. Die Polizei verzeigte mehrere illegale Händler, aber auch Standbetreiber, welche die Schlusszeiten nicht einhielten. Zudem gab es vereinzelt Verzeigungen wegen Lärm und der widerrechtlichen Benutzung der Boulevardcafé-Fläche. Kurz nach 01.15 Uhr wurde am Mythenquai im Kreis 2 eine illegale Party aufgelöst und die Musikanlage sichergestellt. Gegen den Veranstalter wurde ein Verfahren eröffnet.
 

Insgesamt 19 Personen mussten nach übermässigem Alkohol- und oder Drogenkonsum und Fremd- oder Eigengefährdung in die Zürcher Ausnüchterungs- und Betreuungsstelle (ZAB) gebracht werden. Mehrere Male unterstützten die Polizeikräfte Rettungssanitäter, weil sich Patienten renitent verhielten.
 

Insgesamt verhafteten Stadt- und Kantonspolizei im Verlauf des Samstags und in der darauffolgenden Nacht rund 130 Personen aus 25 verschiedenen Nationen im Alter von 15 bis 49 Jahren. Gründe für die Festnahmen waren Widerhandlung gegen das Betäubungsmittelgesetz, Gewalt und Drohung gegen Behörden und Beamte, Raub, Diebstahl, Körperverletzung, Sachbeschädigung, Hinderung einer Amtshandlung, Sexuelle Belästigung, in Umlaufsetzen von Falschgeld und Widerhandlung gegen das Ausländergesetz.

 

Während der Street Parade 2017 nahm die Zürcher Polizei 35 Betäubungsmittelhändler fest. Es wurden rund 570 Ecstasytabletten, rund 110 Gramm Cannabis, rund 85 Gramm Kokain und rund 10 Gramm MDMA sichergestellt. Weiter Bargeld im Wert von rund 2500 Franken und rund 1700 Euro. Die Polizei verzeigte mehrere illegale Händler, aber auch Standbetreiber, welche die Schlusszeiten nicht einhielten. Zudem gab es vereinzelt Verzeigungen wegen Lärm und der widerrechtlichen Benutzung der Boulevardcafé-Fläche. Kurz nach 01.15 Uhr wurde am Mythenquai im Kreis 2 eine illegale Party aufgelöst und die Musikanlage sichergestellt. Gegen den Veranstalter wurde ein Verfahren eröffnet.
 

Insgesamt 19 Personen mussten nach übermässigem Alkohol- und oder Drogenkonsum und Fremd- oder Eigengefährdung in die Zürcher Ausnüchterungs- und Betreuungsstelle (ZAB) gebracht werden. Mehrere Male unterstützten die Polizeikräfte Rettungssanitäter, weil sich Patienten renitent verhielten.
 

Insgesamt verhafteten Stadt- und Kantonspolizei im Verlauf des Samstags und in der darauffolgenden Nacht rund 130 Personen aus 25 verschiedenen Nationen im Alter von 15 bis 49 Jahren. Gründe für die Festnahmen waren Widerhandlung gegen das Betäubungsmittelgesetz, Gewalt und Drohung gegen Behörden und Beamte, Raub, Diebstahl, Körperverletzung, Sachbeschädigung, Hinderung einer Amtshandlung, Sexuelle Belästigung, in Umlaufsetzen von Falschgeld und Widerhandlung gegen das Ausländergesetz.

 

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?