Die Chance steht 1:200 Millionen
Eineiige Drillinge

Dramatische Geburt im Zürcher Unispital. 3 Buben! Gioele, Giona und Gioj. Die Mutter sagt: «Ein Traum!» Der Vater sagt: «Ein Schock!»
Publiziert: 05.01.2013 um 00:07 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 04:19 Uhr
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Die frischgebackene Familie zu Hause in Wernetshausen ZH: Massimiliano und Mirjam Ventura mit ihren Drillingen.
Foto: www.catchthemoment.ch
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Die frischgebackene Familie zu Hause in Wernetshausen ZH: Massimiliano und Mirjam Ventura mit ihren Drillingen.
Foto: www.catchthemoment.ch
Von Roland Gamp

Die Überraschung gibt schon früh das Ultraschallgerät beim Frauenarzt preis. Mirjam Ventura (31) wartet angespannt, der Monitor zeigt nur drei helle Punkte.

«Ich habe den Doktor gefragt, was da alles herumschwimmt. Denn das konnte unmöglich ein Baby sein», erzählt sie. Der Arzt wirkt selbst nervös und sagt: «Da schlagen drei kleine Herzchen.»

Der Expertenblick auf das Ultraschallbild bestätigt das medizinische Wunder: Die Seklehrerin aus Wernetshausen ZH trägt eineiige Drillinge im Bauch!

Das letzte Mal vor 15 Jahren

Alle drei Embryos wachsen in derselben Plazenta heran. Das ist extrem selten, kam in der Schweiz zum letzten Mal vor 15 Jahren vor (siehe Box).

«Ich verspürte pure Freude und absolutes Glück, anders kann ich dieses Gefühl nicht beschreiben», sagt Mirjam Ventura. «In meiner Kindheit hatte ich Drillinge als Nachbarn, deshalb hat mich das Phänomen ein Leben lang interessiert. Nun habe ich selbst welche, es ist wie ein Traum!»

Nachgeholfen habe sie nicht: «Bereits zwei Wochen nach Absetzen der Verhütungsmittel  klappte es auf natürlichem Weg.» Um so erstaunter ist ihr Ehemann Massimiliano Ventura (40), als Mirjam seine Hand nimmt, ihm vom dreifachen Glück erzählt: «Im ersten Moment war es ein Schock, als hätte mich eine Bratpfanne getroffen», sagt der Physiotherapeut.

Zuerst Angst, dann Freude

Einen Monat zuvor hat er sich selbständig gemacht. «Da kommt sofort Existenzangst auf: Was, wenn ich nicht für die Familie sorgen kann?»

Nach der ersten Aufregung überwiegt auch bei ihm die Zuversicht: «Bei drei Jungs auf ­einen Streich hat doch jeder Vater Freude!»

Mirjams Schwangerschaft verläuft lang ohne Probleme, ihr Bauch wächst und wächst. Dramatisch wirds in der Adventszeit. Ein Baby schwächelt, die zwei anderen essen seine Nahrung weg. Die Geburt muss vorverlegt werden, am 11. Dezember führen die Ärzte der Uniklinik den Kaiserschnitt schon in der 34. Schwangerschaftswoche durch.

Der unterernährte Drilling wiegt nur 1400 Gramm. Und einer hat Probleme mit der Atmung, schliesslich müssen alle drei in ­einen Brutkasten.

Am schlimmsten trifft es das Mami: «Weil sich die Gebärmutter nicht genügend rasch zusammenzog, verlor ich über 2½ Liter Blut, war unglaublich geschwächt. Aber der Gedanke an meine Kinder half mir enorm!»

Komplettes Glück

Mirjam kämpft. Schon am Abend kann sie zum ersten Mal ihre Kleinen in den Armen wiegen: «Erst einzeln, das war überwältigend. Aber erst mit allen dreien an meinem Körper fühlte sich das Glück komplett an.»

Giona, Gioj und Gioele sind nach einigen Tagen auf der Geburtsstation wohlauf. Brüder mit identischem Erbgut, die fast identisch heissen. «Mehrlinge haben eine starke Verbindung zueinander. Mit den gemeinsamen Anfangsbuchstaben wollten wir dieses Gefühl verstärken», erklärt die stolze Drillingsmutter.

Ihre drei Söhne verwechselt sie noch öfter, obwohl: Jeder hat seinen eigenen Charakter, das hilft . «Giona ist relaxt, beobachtet still. Gioj ist ein Geniesser. Und Gioele, der Kleinste, ist ein Kämpfer auf der Überholspur.»

Ein Fulltimejob

Seit dem 23. Dezember ist die fünfköpfige Familie vereint daheim. «Wir haben mit der Verwandtschaft gefeiert. Der Vorteil bei drei Söhnen ist, dass jeder mal einen halten kann», lacht Mirjam. Die Festtage haben ihr klar gemacht, «dass ich als Drillingsmutter plötzlich einen Fulltimejob habe.»

Die heute dreiwöchigen Babys schlafen vier Stunden am Stück. Dann werden sie gewickelt, gefüttert, unterhalten und ins Bettchen gebracht. «Das ist stressig. Ab und zu bleibt der Haushalt liegen, damit ich mich um sie kümmern kann.»

Ihren Job will die Lehrerin vorläufig aufgeben. Und der Papi? «Die Festtage mit den Kleinen waren so schön, dass ich mich beim Arbeiten ohne sie verloren fühle.» Doch Massimiliano Ventura weiss, dass er mehr Geld denn je heimbringen muss: Der dreifache Kinderwagen, dreimal Windeln und drei Babygarderoben kosten viel. «Die Behörden lassen uns im Stich. Für Mehrlinge gibts weder von der Gemeinde noch sonst spezielle Unterstützung», sagt Mirjam Ventura.

Ihr dreifaches Glück würde die junge Mutter nie wieder hergeben. Lächelnd sagt sie: «Mit dem nächsten Kind warten wir allerdings noch.»

Weitere Bilder und Informationen zu den Drillingen haben die Eltern auf der eigenen Internetseite www.ventura-drillinge.ch/ zusammengestellt.Fotos: www.catchthemoment.ch

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