Es ist 15.15 Uhr am Sonntagnachmittag, als ein Mann den Notruf wählt. Er werde verfolgt, brauche dringend Hilfe meldet er den Beamten der Stadtpolizei Zürich. Die Einsatzkräfte rücken sofort ins Zürcher Quartier Seebach aus. Sie finden den Anrufer, angeschossen, an der Glattalstrasse 118.
Der Deutsche (32) ist lebensgefährlich verletzt. «Er wurde am Oberkörper getroffen und musste mit der Ambulanz ins Spital gebracht werden», sagt Peter Sahli, Sprecher der Stadtpolizei Zürich, zu BLICK. Gemäss ersten Erkenntnissen hätten ihn mehrere Täter im Bereich der Bushaltestelle Leimgrübelstrasse verfolgt. Dabei feuerten die Unbekannten mehrere Schüsse ab.
«Wir haben neun Schüsse gehört»
Mike Enzler (19) ist mit seinen Kumpels auf einem Spielplatz, als er in unmittelbarer Nähe plötzlich drei Schüsse hört. «Dann haben wir einen Schrei gehört. Ein Mann rannte dann voraus. Er trug eine schwarze Jacke. Drei Männer rannten ihm nach zur Caspar-Wüst-Strasse. In der Mitte der Strasse fielen nochmal drei Schüsse und am Ende des Blocks hörten wir weitere drei. Insgesamt also neun Schüsse», sagt der Augenzeuge zu BLICK.
Den Schützen beschreibt Enzler als einen Mann im Alter zwischen 18 und 22 Jahren. Sein Gesicht war mit der Kapuze der Jacke verdeckt gewesen. Die anderen drei Männer, die ihm nachrannten, um ihn möglicherweise zu stoppen, seien zwischen 35 und 40 Jahren alt gewesen.
Unbekannte Frau begleitete Sanitäter
Melissa Appel Hummel (27) konnte kurze Zeit später beobachten, wie die Sanitäter den Verwundeten im Innenhof an der Glattalstrasse versorgen. «Der Mann lag auf einer Trage, hatte eine Beatmungsmaske und war bis zum Hals mit einer Thermodecke zugedeckt», sagt sie zu BLICK. Die beiden Sanitäter hätten den Mann dann runter zum Krankenwagen getragen. Auch eine Frau sei dabei gewesen. «Sie lief den ganzen Weg mit den Medizinern bis zum Ambulanzauto mit. Ich schätze, sie war knapp über 30 Jahre alt», sagt die Augenzeugin. Die Frau sei am Telefon gewesen und wirkte «total aufgelöst», sagt Hummel. Ob die Frau am Ende mit ins Spital fuhr, konnte die Augenzeugin nicht mehr sehen.
Die 27-Jährige war zu Hause am arbeiten, als sie zuvor auch die Schüsse hörte. «Ich habe gedacht, dass die Kinder mit Bölern spielen. Bei uns im Quartier wohnen schliesslich fast nur Familien mit Kindern. Als ich um 15.45 Uhr die Sanitäter sah und später erfuhr, was passiert ist, habe ich eins und eins zusammengezählt. Mir lief es kalt den Rücken runter», sagt sie. Die junge Frau steht immer noch unter Schock. «Ich hätte nicht gedacht, dass bei uns im Viertel so was passieren kann.»
Zeugin hört hitzigen Streit vor den Schüssen
Susanna Müller wohnt einige hundert Meter vom Tatort entfernt. Um 14.45 Uhr, nur eine halbe Stunde, bevor die Schüsse fallen, wird sie im Tram 14 Zeugin eines merkwürdigen Telefonats. «Vor mir sass ein Mann und telefonierte aufgebracht. Er wirkte nervös, sagte, er käme zum Treffpunkt an der Voliere Seebach. Dann stieg er aus», sagt sie zu BLICK.
Die Voliere sei gleich neben ihrer Wohnung. Nachdem sie selbst ausgestiegen war, habe sie den Mann aus dem Tram dort wieder gesehen. Müller: «Er hat sich mit einem anderen laut gestritten. Es ging um eine Frau.» Dann habe sie einen Schrei gehört – von wem dieser kam, weiss Müller nicht. Ob einer dieser Männer die Pistole zückte, ist nicht klar.
Täter auf der Flucht
Ein anderer Augenzeuge stand gerade auf seinem Balkon, als sich die Szenen auf offener Strasse abspielten. Er glaubt, mehrere Täter gesehen zu haben. «Als die Täter ihn einholten, riefen sie, dass er sich auf den Boden legen soll – danach hat der Dicke unter den drei Männern mit einer kleinen Pistole drei- bis viermal auf ihn geschossen», sagt er gegenüber der Gratiszeitung «20 Minuten».
Danach sei der verletzte Mann hinkend weggerannt. Die Täter seien ihm gefolgt. Noch fehlt von der Täterschaft jede Spur. «Die Stadtpolizei Zürich fahndet mit der Kantonspolizei auf Hochtouren», so Sprecher Sahli. Vor Ort suchen Polizisten das Quartier mit Taschenlampen ab. Der Tatort ist abgesperrt.
«Was, wenn die Täter sich hier verstecken?»
Unter den Anwohnern sitzt der Schock tief. Viele sind verunsichert. Ein Mann, der direkt bei der Haltestelle wohnt, sagt zu BLICK: «Was, wenn die Täter sich in unserem Keller verstecken?» Ein weiterer Anwohner erzählt: «Ich sass gerade in meinem Wintergarten als ich es dreimal Knallen hörte.» Dass es sich bei dem Geräusch um Schüsse handle, hätte er aber niemals gedacht.
Über den aktuellen Zustand des Verletzten gibt die Polizei keine Auskunft. (jmh/hah/kes/man)
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