Noch bis Januar sitzt Sascha Campi (32) im offenen Strafvollzug. Der Häftling, der mit seinem Werk «Vom Fuchs zum Wolf» unter die Autoren geht, feierte am Mittwoch in Buchs SG Vernissage. Nur wenige Kilometer von seinem Gefängnis in Salez SG entfernt.
In seinem Buch arbeitet der einstige Anzeigenverkäufer seine persönliche Geschichte auf: Als Lambada-Amok, der an der Langstrasse vor der Lambada-Bar mit seinem Auto ungebremst in eine Menschenmenge fuhr, erlangte er 2012 traurige Bekanntheit. Ein Google-Ingenieur (†39) kam ums Leben, vier weitere Personen wurden schwer verletzt.
Persönliche Aufarbeitung gipfelt in Buch-Projekt
«Ich will mit diesem Buch Licht ins Dunkel bringen, weil in der Presse nicht die ganze Wahrheit wiedergegeben wurde», erklärt Campi seine Motivation. Es sei ihm aber auch darum gegangen, den Fall für sich selbst noch einmal aufzuarbeiten.
«Es ist eine Strafe, mit einer solchen Tat leben zu müssen. Die Haft geht vorbei, doch die Schuld bleibt ein Leben lang. Gerade bei Taten, die im Affekt begangen wurden, leidet auch der Täter», so Campi.
Der Amokfahrer wurde in zweiter Instanz zu siebeneinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Im Buch präsentiert er nun seine Vorgeschichte im Zürcher Milieu und legt dar, wie es zum fatalen Crash kommen konnte.
«Es geht mir nicht um Aufmerksamkeit!»
Hintergrund: Campi war betrunken und suchte auf dem Beifahrersitz sein Handy, als es krachte. In seinen Schilderungen spricht er deshalb konstant von einem «Unfall».
Will er jetzt aus den dramatischen Ereignissen Kapital schlagen? Der Autor verneint. «Es geht mir nicht um Aufmerksamkeit. Ich will aufzeigen, welche Fehler ich gemacht habe. Es ist eine persönliche Aufarbeitung und dadurch auch ein sehr trauriges Buch.»
Das Manuskript dafür fertigte er in mehreren Tranchen hinter Gittern an, welche via seinen Anwalt Valentin Landmann (68) bei einem Basler Kleinverlag landeten, der das Buch nun herausbringt.
«Ich werde daran nichts verdienen. Keinen einzigen Rappen. Meinen Anteil, sollte ich denn überhaupt einen bekommen, würde ich spenden», sagt Sascha Campi. Sein grosses Ziel ist eine Zukunft, die rosiger ausfällt als seine Vergangenheit.