Denise K. (36) erleichterte ihren Arbeitgeber Implenia um 1,2 Mio. Franken
Kies für Koks

Eine Sekretärin klaute bei der Baufirma Implenia über eine Million Franken – mit einem erstaunlich einfachen Trick. Damit kaufte sie gleich kiloweise Kokain. Gestern stand sie vor dem Bezirksgericht Bülach.
Publiziert: 21.02.2018 um 09:46 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 02:50 Uhr
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Denise K. (36) auf dem Weg zum Bezirksgericht Bülach ZH.
Foto: Blick
Michael Sahli

Die Vorwürfe gegen Denise K.* (36) aus Ostermundigen BE wiegen schwer: Die Sekretärin soll beim Bau-Giganten Implenia zwischen 2007 und 2011 über eine Million Franken abgezügelt haben – bewaffnet nur mit einem Stempel und einer eingescannten Unterschrift. Gestern stand die arbeitslose 36-jährige Mutter vor dem Bezirksgericht Bülach. Und schob die Schuld auf ihren ehemaligen Vorgesetzten!

Der Fall nahm seinen Anfang in einem Zürcher Bordell. Die Angeklagte Denise K. schaffte damals an, feierte mit einem Chef der Baufirma Sex- und Kokspartys. Irgendwann hat dieser der Prostituierten eine Stelle als Sekretärin bei Implenia in Aarau angeboten. «Das war für mich wie ein Sechser im Lotto», erklärte die Angeklagte, die für die Stelle keinerlei Qualifikationen mitbrachte. Mit ihrem Chef verbrachte sie noch immer die Wochenenden – beide zogen zusammen in der Mittagspause auch gerne mal eine Linie durch.

50 falsche Rechnungen im Wert von 1,2 Millionen

Anderthalb Jahre nach Stellenantritt wurde aus der seltsamen «Pretty Woman»-Geschichte aber ein Wirtschaftskrimi. Die 36-Jährige hat beim Arbeitgeber gefälschte Rechnungen eingereicht. Und das Geld insgesamt vier alten Milieukumpels überwiesen und gleich kiloweise Koks gekauft. In der Anklageschrift sind um die 50 Überweisungen aufgeführt, im Gesamtwert von etwa 1,2 Millionen Franken!

Die Masche war erstaunlich einfach: Sie fälschte einfach die Unterschrift des zuständigen Leiters der Kostenstelle – fertig! Das Geld ist nie mehr aufgetaucht. Für den Staatsanwalt ist klar: «Sie haben ihren Kokainkonsum mit Geldern der Implenia finanziert.»

«Für die war ich nur ein Sexobjekt, ein Spielzeug»

Obwohl sie von den ehemaligen mutmasslichen Komplizen schwer belastet wurde, Stempel und Einzahlungsscheine bei ihr gefunden wurden, beharrte Denise K. auf ihrer Unschuld: «Die haben sich doch alle abgesprochen. Für die war ich nur ein Sexobjekt, ein Spielzeug.»

Die Verteidigung geht sogar noch einen Schritt weiter. Seine Mandantin sei von ihrem Vorgesetzten von Anfang an nur als Sündenbock angestellt worden: «Der Vorgesetzte war pervers, sex- und kokainsüchtig. Wie finanzierte er das wohl?» Und weiter: «Sollte sie im Gefängnis landen, ist das Leben ihres vierjährigen Sohnes zerstört.» Nach diesem Satz stürmte die Angeklagte weinend aus dem Saal.

Der Staatsanwalt liess sich nicht erweichen: «Sie hat die Lücken im System schamlos ausgenutzt.» Für das geklaute Geld, das Kokain, eine Sufffahrt und einen Ladendiebstahl fordert er eine Freiheitsstrafe von 7 Jahren und 10 Monaten.

Auch beim Richter halfen die Tränen der Angeklagten nicht. Sie verfüge über «keine Reue», dafür über «hohe kriminelle Energie», sagter er. Und verurteilte sie zu 51 Monaten Gefängnis.

* Name der Redaktion bekannt

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