Kastriot Nikçi (26) ist am Dienstagabend gerade auf dem Weg zu einem Kollegen, als er beim Bahnübergang auf der Winterthurerstrasse in Uster ZH um ein Haar Zeuge eines schlimmen Unfalls wird.
Auf den Gleisen steht ein silberner BMW X5. Der Wagen ist zwischen den Barrieren gefangen. Die Situation ist brenzlig. Denn in wenigen Sekunden donnert der Zug heran. Die Frau am Steuer handelt schnell. «Sie hat ihren Wagen ganz seitlich parkiert, stieg aus und ging hinter die Barriere. Sie hat sich die ganze Zeit an den Kopf gefasst, schaute hilflos in die Richtung, aus der der Zug angebraust kam», sagt der 26-Jährige zu BLICK.
Er sei aber nicht ausgestiegen, um der Dame zu helfen. «Sie hatte den Wagen gut auf die Seite gestellt und sich in Sicherheit gebracht. Was hätte ich da noch tun können?»
Lokführer hat keine Chance, rechtzeitig zu bremsen
Dann nähert sich der Zug. Zum Glück bleibt der Crash aus. «Der Zug fuhr einige Meter an dem Wagen vorbei. Danach stieg die Frau in den BMW und fuhr weiter, als wäre nichts gewesen», so der Augenzeuge. Wie der Wagen überhaupt zwischen die Barrieren kam, kann sich Nikçi nicht erklären. «Viel Verkehr gab es zu der Zeit auf jeden Fall nicht.»
Die SBB bestätigen den Beinahe-Crash auf Anfrage. Der Vorfall vom Dienstagabend sei bekannt, jedoch nicht die Identität der Autofahrerin, sagt Sprecher Reto Schärli zu BLICK. Gleichzeitig betont er, wie gefährlich solche Situationen sind. «Ein Lokführer hat in solchen Fällen keine Chance, rechtzeitig zu bremsen, da der Bremsweg eines Zugs immer sehr lang ist – bei Regen sogar noch länger.»
Gas geben und Schranke durchbrechen
Dieser Barrieren-Vorfall ist nicht der erste in Uster. Bereits zwei Mal in diesem Jahr gerieten Autos auf die Gleise. Während die Situation im Januar ebenfalls glimpflich ausging, donnerte die S15 im Februar in einen Skoda. Statt auszusteigen und sich in Sicherheit zu bringen, blieb die Lenkerin im Auto sitzen, versuchte den Kombi noch von den Gleisen zu manövrieren. Ohne Erfolg! Die S-Bahn krachte in den Wagen. Verletzt wurde niemand.
Damals riet die Kantonspolizei Zürich bei solchen Situationen: Gas geben und die Schranke durchbrechen. Denn: «Die Schrankenbäume haben eine Sollbruchstelle und sind so konstruiert, dass sie auch mit einem Kleinwagen durchbrochen werden können», so die Polizei in einer Mitteilung. Falls der Motor des Autos nicht mehr anspringt: Sofort den Wagen verlassen und die 117 alarmieren. Das raten auch die SBB. (jmh)