Das teuerste WC der Schweiz
18 Franken für eine Spülung

Öffentliche WC-Anlagen zu betreiben ist teuer. Das teuerste Klosett steht im zürcherischen Wollishofen. Der Grund: Es wird nur sechs Mal am Tag besucht. Luzern zeigt, dass es auch günstiger gehen würde.
Publiziert: 05.04.2016 um 16:47 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 17:35 Uhr
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Die WC-Anlage neben der St. Franziskus Kirche in Wollishofen.
Foto: Google Streetview

Unter dem Motto «Sauber und Sicher» betreibt die Stadt Zürich momentan 107 öffentliche «ZüriWC»-Anlagen. Darunter auch eines an der Albisstrasse in Wollishofen ZH, das direkt neben der St. Franziskus-Kirche und der Tramhaltestelle Morgental steht.

Der selbstreinigende Hightech-WC-Automat wurde 2009 erstellt und ist behindertengerecht sowie mit Föhn, Wickeltisch und Seifenspender ausgestattet. Wie die Zeitschrift «Saldo» schreibt, ist es gemäss der Abteilung Umwelt und Gesundheitsschutz das am wenigsten benutzte WC in Zürich, denn nur gerade sechs Besucher nutzen die Toilette täglich. Dies geht auch aus dem «Masterplan ZüriWC» hervor.

Die Kosten für den Bau beliefen sich auf 218'000 Franken, der Unterhalt frisst rund 40'000 Franken pro Jahr. Ein Toilettengang kostet die Stadt also umgerechnet 18 Franken. Dass öffentliche Toiletten in Unterhalt und Anschaffung teuer sind, ist bereits bekannt. Das WC in Wollishofen ist aber nicht das Einzige, das nur eine «geringe Frequenz» aufweist.

Das Label «Nette Toilette»
Foto: zvg

Es geht auch günstiger

Dass es auch günstiger geht, beweist die Stadt Luzern mit ihrem Label «nette Toilette». Die Stadt verfügt über 40 öffentliche WC-Anlagen, dazu kommen 18 Toiletten, welche die Gastrobetriebe zur Verfügung stellen. Wer einen Aufkleber mit der Aufschrift «Hier finden Sie eine nette Toilette» an seinem Betrieb anbringt, erhält jährlich von der Stadt 1500 Franken.

Wie «Saldo» weiter schreibt, ist die Luzerner Tourismus-Verantwortliche Sibylle Gerardi mehr als zufrieden. «Wir haben ausschliesslich positive Erfahrungen gemacht. Die ‹netten Toiletten› sind eine gute Ergänzung zum Angebot der öffentlichen WC-Anlagen». Luzern ist nicht die einzige Schweizer Stadt, die sich das WC-Angebot mit den lokalen Restaurants teilt. Auch Glarus, Schwarzenburg BE, Thun, Biel, Nyon VD und Solothurn bieten «nette Toiletten» an.

Für Zürich keine Option

Einen einjährigen Versuch startet ab 2017 auch die Stadt Bern mit dem WC-Label. In Zürich ist dies ebenfalls bereits geschehen – allerdings mit negativen Folgen. «Die Frage, wie entschieden würde, welche Restaurants sich beteiligen dürfen, ist ungeklärt», sagte SP-Stadträtin Claudia Nielsen auf eine eingereichte Motion.

SVP-Gemeinderat Rolf Müller meint zudem: «Es wird immer wieder Mobiliar aus Toiletten entwendet». Für die Stadt Zürich sieht es für die «netten Toiletten» also nicht rosig aus. (lz)

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