Crash der «MS Albis» auf dem Zürichsee
Klemmte der Rückwärtsgang?

Im April krachte die MS Albis in Küsnacht ZH in den Steg. Zehn Personen wurden verletzt. Es wird vermutet, eine Fehlmanipulation sei am Unfall schuld.
Publiziert: 28.08.2016 um 15:54 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 13:09 Uhr
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Der Bug des Schiffs ist komplett verbeult.

Bereits vier Monate ist es her, seit die MS Albis in Küsnacht ZH mit zu hoher Geschwindigkeit in den Schiffssteg knallte (BLICK berichtete). Der Koch – der schwere Verbrennungen vom verschüttetem davontrug – steht wieder am Kochherd und der Kapitän – der zwischenzeitlich psychologisch betreut werden musste – arbeitet jetzt als Deckchef und Kassier. Die Albis wurde ausgebeult und neu gestrichen. Kostenpunkt: 230'000 Franken. Lediglich die unfalltechnische und juristische Abklärung des Unfalls läuft noch, wie der «Tages Anzeiger» heute schreibt. Gegenüber dem «TA» sagt der zuständige Staatsanwalt Donat Welti, dass der schriftliche Untersuchungsbericht spätestens bis Ende Jahr vorliegen werde. 

Bisher ausgeschlossen werden kann ein systembedingtes Versagen. Dies, weil die beiden Schwesternschiffe der MS Albis einwandfrei funktionieren. Allerdings würden unter Insidern die Gerüchte kursieren, dass ein Fehler beim Wechseln der Steuerstände für den Crash verantwortlich sei. Denn: Dass ein Kapitän bei perfekten Verhältnissen aus Versehen oder Unachtsamkeit fast ungebremst in den Steg kracht, den er bestens kennt, gilt als unwahrscheinlich. 

Und so könnte sich das Ganze abgespielt haben: Unterwegs würden Zürichseeschiffe meistens vom Hauptsteuerstand in der Mitte des Schiffes gesteuert werden, schreibt der «Tages Anzeiger». An Back- und Steuerbord, also links und rechts, hätten die Schiffe allerdings sogenannte Nockenfahrstände. Diese würden mit einem Joystick bedient. Bei der Anfahrt auf Küsnacht habe der Kapitän wahrscheinlich vom zentralen Steuerstand auf die Nock gewechselt. 

Nötig sei dabei – ähnlich wie im Cockpit eines Flugzeugs – ein Übernahmeprozedere. So könne verhindert werden, dass verschiedene Personen unterschiedliche Signale geben. Und genau bei dieser Übernahme könne es ein Problem gegeben haben. Wäre dies tatsächlich so gewesen, hätte der Kapitän zwar noch die Richtung des Schiffes steuern, die Schrauben aber nicht auf rückwärts stellen können. Also: Der Rückwärtsgang oder vielmehr das Gaspedal scheinen geklemmt zu haben.

Ob diese Vermutungen definitiv stimmen, wird sich zeigen, sobald der Untersuchungsbericht vorliegt. (stj)

«Albis» Baujahr 1997

Die drei baugleichen ZSG-Schiffe «Albis», «Pfannenstiel» und «Uetliberg» sind seit Ende der 90er-Jahre auf dem Zürichsee unterwegs. Ihren Namen haben sie von den Hügelzügen auf beiden Seiten des Sees.

BauwerftBodan (D)Verdrängung leer160 TonnenMaschineMANAntrieb2 SchottelpropellerKW / PS2x250 / 340Länge42.3 MeterBreite7.3 MeterBesatzung2 PersonenPersonenkapazität300

 

Hier gehts zum «Albis»-Factsheet.

Die drei baugleichen ZSG-Schiffe «Albis», «Pfannenstiel» und «Uetliberg» sind seit Ende der 90er-Jahre auf dem Zürichsee unterwegs. Ihren Namen haben sie von den Hügelzügen auf beiden Seiten des Sees.

BauwerftBodan (D)Verdrängung leer160 TonnenMaschineMANAntrieb2 SchottelpropellerKW / PS2x250 / 340Länge42.3 MeterBreite7.3 MeterBesatzung2 PersonenPersonenkapazität300

 

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