Hier stürmen GC-Chaoten an den Spielfeldrand
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Wüste Szenen in Luzern:Hier stürmen GC-Chaoten an den Spielfeldrand

GC wusste längst über Stefan N. Bescheid
Neonazi sorgte schon in Sion für Spielabbruch!

GC verabschiedet sich auf den Knien in die Challenge League. Gedemütigt von den eigenen Chaoten, die zum zweiten Mal für einen Spielabbruch sorgten. BLICK-Recherchen zeigen jetzt: GC kannte den Anführer und Neonazi Stefan N. Und unternahm trotzdem nichts gegen ihn.
Publiziert: 13.05.2019 um 23:19 Uhr
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Aktualisiert: 24.01.2024 um 00:07 Uhr
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Stefan N. an vorderster Front beim Spielabbruch in Luzern.
Foto: screenshot teleclub
Andrea Cattani, Michael Sahli, Nicolas Lurati

Es waren üble Szenen, die sich bei der GC-Schande am Sonntag ereigneten: Die Hoppers lagen gegen Luzern 0:4 hinten, das Spiel war wegen randalierender Ultras bereits unterbrochen, der Abstieg des Rekordmeisters beschlossene Sache. Da trat der altbekannte Neonazi und Ultra Stefan N.* (40) auf den Rasen – und schaffte es, für einen weiteren Tiefpunkt zu sorgen (BLICK berichtete).

Der tätowierte Glatzkopf wirkt selbstbewusst – die Polizisten in Vollmontur beeindrucken ihn nicht. Der arbeitslose Koch aus Winterthur ZH baut sich vor GC-Captain Heinz Lindner und Präsident Stephan Rietiker auf – und überbringt die Forderung der Fans: «Gebt die Leibchen her! Lasst die Hosen runter! Verpisst euch!» Und tatsächlich lassen sich die Spieler von den eigenen Fans erpressen, übergeben ihre Trikots. Man habe die Situation nicht vollends eskalieren lassen wollen, begründen die Klub-Verantwortlichen den Kniefall am Tag danach.

Bei Abbruch in Sion an vorderster Front

BLICK-Recherchen enthüllen jetzt: Es ist nicht das erste Mal, dass Stefan N. mit seinen Chaoten-Kollegen seinen eigenen Klub in die Knie zwingt! Auf Videos ist zu sehen, wie der Neonazi schon beim Spiel-Abbruch in Sion im März an vorderster Front steht und randaliert. Der Aufschrei nach dem Skandal in Sion war im Schweizer Fussball danach gross, die Forderungen waren deutlich. Trotzdem liess man den Rädelsführer in Luzern wieder ins Stadion und gewähren. Und das obwohl GC den Übeltäter kennt! Bei GC heisst es auf Anfrage, man wisse, dass Stefan N. in Sion auch im Stadion anwesend war. Dass die Fankurve «rechts orientiert» handle, stimme aber nicht, heisst es von der GC-Pressestelle.

Nur: Stefan N. ist schon seit bald zwei Jahrzehnten in der rechten Szene unterwegs. Das grosse Hakenkreuz, das sich der Wahl-Winterthurer auf die Brust tätowieren liess, spricht eine deutliche Sprache. «Ehre, Treue, Vaterland» steht über dem Nazi-Symbol. 

Bereits 2003 erschien ein Artikel im «Facts» über Stefan N., damals Mitglied der Skinhead-Organisation «Patriotischer Ostflügel», die gegen die Regierung, Linke und Ausländer kämpfte. «Ich kann nicht zusehen, wie unser Land kaputtgeht», sagte er damals.

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Bei Prozess gegen Neonazi als Unterstützer dabei 

Nachdem 2012 ein bekennender Neonazi im Zürcher Niederdorf einem Kontrahenten aus nächster Nähe in die Brust schoss, sass Stefan N. beim Prozess im Zuschauerraum – um den Mann mit tätowiertem Hitler-Porträt zu unterstützen. Laut der Gruppe «Antifa Bern» soll der Winterthurer auch bei anderen einschlägigen Gruppen wie «Blood and Honour» dabei gewesen sein und bei einer Neonazi-Band musiziert haben.

Aus dem Umfeld von Stefan N. heisst es heute, er habe sich von der rechten Szene losgesagt. Tatsächlich wechselte der Glatzkopf im Jahr 2014 ausgerechnet zu den United-Tribuns, einer Gruppe von Rockern aus dem Balkan. Doch wenn man Stefan N.s Facebook-Profil glauben darf, ist der Glatzkopf ideologisch wieder ganz rechts aussen angekommen. «Hoonara» prangt etwa auf seinem Profil, die Abkürzung von «Hooligans, Nazis, Rassisten».

Ausserhalb des Stadions ist Stefan N. nicht ganz so selbstbewusst. Nachdem BLICK ihn konfrontierte, verschwand sein Profil aus dem Netz.

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