Was als Social-Media-Stunt gedacht war, beschäftigt jetzt die Zürcher Polizei: Eine Gruppe Unbekannter wirft am Samstagabend mit einer Drohne 24'000 Franken in 10er-Noten über der Chinawiese ab. Die Aktion war nicht bewilligt, bestätigt die Stadtpolizei Zürich gegenüber Blick. Es sei gar kein entsprechendes Gesuch eingegangen. «Allfällige Verletzungen von Vorschriften im Umgang mit Drohnen und Bewilligungsvorschriften sind nun Gegenstand von Abklärungen der Stadtpolizei Zürich», erklärt Judith Hödl vom Mediendienst der Stadtpolizei Zürich.
In sozialen Medien hingegen wussten viele Nutzer Bescheid: Die anonymen Organisatoren haben den Geldregen in einem Video angekündigt. Entsprechend waren Hunderte junger Menschen vor Ort, als eine Drohne die Noten abwarf. Im Getümmel wurde ein Bub (12) von einem spitzen Gegenstand schwer verletzt. Die Ermittlungen dazu führt die Kantonspolizei Zürich. Aus ermittlungstaktischen Gründen könne man zurzeit keine weiteren Angaben machen.
Verantwortung übernommen für den Geldregen hat bislang noch niemand.
Influencer will nicht über Aktion sprechen
Der Influencer «Bambino» filmte die Aktion am Samstag jedoch aus nächster Nähe. Auf seinen Videos sieht man den mutmasslichen Organisator: einen Mann in schwarzem Hoodie mit goldener Maske, der die Anwesenden mit einem Megafon zur Ruhe aufruft. Bambino filmt sich zusammen mit dem Maskenträger, der ihm die Faust zum Einschlagen hinhält.
Mit der Aktion habe Bambino dennoch nichts zu tun, wie er gegenüber Blick sagt: «Ich habe die Ankündigung auf Social Media gesehen und ging an die Chinawiese um sie zu betrachten.» Die Aktion habe er «gefeiert, da es wortwörtlich Geld regnete», dass ein Teenager dabei verletzt wurde, wäre ihm aber zu jenem Zeitpunkt nicht bekannt gewesen.
Mit Comic angelockt
Vermutlich handelt es sich um einen Promo-Stunt, der missglückt ist. Ein Account namens «oraclecomicsswitzerland», der nur zu diesem Zweck erstellt wurde, hat die Aktion in einer Reihe von Videos angekündigt.
Das erste Video ist ein Comic. Es erzählt von der Erfindung einer «unendlichen Energiequelle». Zwei Motive, die in dem Comic vorkommen, haben die Initianten dann in echt gebaut und an zwei Orten in Zürich ausgestellt, wie weitere Videos auf dem Account zeigen.
Website nicht abrufbar
Der Geldregen auf der Chinawiese sollte das letzte Motiv aus dem Comic sein, das in die Realität umgesetzt wird. Auf dem Account tritt eine Person mit Hoodie und goldener Maske auf – also dem Kostüm, das später auf den Videos von Bambino wiederzusehen ist.
Oracle Comics taucht als Logo immer wieder in den Videos auf, ist als Marke aber nicht bekannt. Seit Ende März gibt es eine Schweizer Website mit demselben Namen – sie ist aktuell aber nicht erreichbar.
Ob die Organisatoren «Oracle Comics» bewerben wollten oder ob der Comic nur ein Stilmittel war, um ein anderes Produkt anzukündigen, ist derzeit unklar.