Blutüberströmt in Zürich
Der Tankstellen-Springer ist Polizei-Schreck E. S.

Ein Mann sprang gestern Nachmittag vor den Augen der Polizei blutüberströmt von einem Tankstellendach und verletzte sich dabei. Der Mann ist kein Unbekannter.
Publiziert: 16.09.2016 um 16:26 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 20:00 Uhr
E. S. steht auf dem Dach einer Tankstelle in Zürich. Er ist blutüberströmt, hat sich vermutlich selbst verletzt. Ein Polizist ruft Verstärkung im Hintergrund.
Foto: zVg
Viktor Dammann

Gestern Nachmittag meldet ein Passant der Stadtpolizei folgende Beobachtung: Auf dem Vordach einer Tankstelle in der Stadt Zürich steht ein verletzter Mann. Als die erste Polizeipatrouille wenige Minuten später eintrifft, findet sie ihn - blutüberströmt und mit einem Messer in der Hand - auf dem Dach vor.

Die Polizisten sprechen ihn an. Doch: Kurz darauf springt der 34-Jährige plötzlich drei bis vier Meter in die Tiefe. Er muss von der Sanität mit noch unbekannten Verletzungen ins Spital gebracht werden. 

Detektive der Stadtpolizei Zürich klären derzeit die Hintergründe des Vorfalls ab.

Auf Anfrage von BLICK bestätigt Mediensprecher Marco Cortesi: Beim Verletzten handelt es sich um den aktenkundigen E. S.* (34). Der bosnischstämmige Mann machte 2002 Schlagzeilen, als ein Zusammenstoss mit drei Polizisten, in einer Prügelei endete.

In besagter Nacht sei der damals 22-jährige E. S. laut eigenen Aussagen «so schauerlich» von der Zürcher Stadtpolizei zusammengeprügelt worden, dass er später «ins Trauma fällt und psychiatrische Behandlung benötigt».

Er zieht vors Gericht und verliert einen Prozess wegen unverhältnismässiger Gewalt durch die zwei «fremdenfeindlichen» Beamten. Beide werden 2006 freigesprochen und erhalten eine Genugtuung. Aber auch E. S. trug keine Strafe davon, aber auch keine Entschädigung – im Gegensatz zu den beiden Polizisten.

Aus diesem Grunde hat E. S. damals ein 240-seitiges Manifest veröffentlicht: «Der Fall E. S. - Folter, Trauma, Psychiatrie». Weiter steht auf dem Buchdeckel: «Ein Bericht über Zürcher Polizeifolter und den Versuch, das Opfer zu brechen».

Dazu wurde eine Website erstellt, in der Aufdeckung der angeblichen Ungerechtigkeiten und zu jener Zeit noch aktuelleren «Jugo-Feindlichkeit» der Polizei dienen sollte. Ob und wie der gestrige Vorfall mit seinen Polizeierfahrungen im Zusammenhang stehen, ist noch unklar.

* Namen der Redaktion bekannt

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