Der Hype war gross, die Enttäuschung noch grösser. Seit April tuckern in der Zürcher Limmat drei neue Schiffe übers Wasser. Versprochen hat die Zürichsee Schifffahrtsgesellschaft (ZSG) den Touristen eine atemberaubende Aussicht auf Zürich.
Die Realität ist vielen Passagiere zufolge aber eine andere. Der Vorwurf: Man sähe in den neuen Schiffen kaum nach draussen. Das berichtet «20 Minuten». «Entweder sind die Sitze zu tief oder die seitlichen Fenster zu hoch angebracht. Sitzt man im Schiff, sieht man höchstens die Uetliberg-Kette oder den Himmel», sagt M. L.* zur Zeitung.
«Blick nach draussen ist kaum möglich»
Trotz der verglasten Dächer komme man nur in den Genuss der Sehenswürdigkeiten, wenn man aufsteht – das sei jedoch nicht erlaubt. Viele Passagiere liessen sich das nicht bieten. «Wir sind am Bürkliplatz eingestiegen. Nach kurzer Zeit sind wir an der Haltestelle Zürichhorn wieder ausgestiegen – es war enttäuschend», so der Leser.
Ähnlich ist es L. zufolge einer Passagierin aus dem Kanton Aargau ergangen. «Wir kamen ins Gespräch und sind beide über die Gegebenheiten verwundert gewesen. Auch sie ist mit mir an der Haltestelle Tiefenbrunnen ausgestiegen.»
Auch in den Google-Rezensionen hagelt es Kritik. «Die neuen Schiffe mögen toll sein. Leider sind die Sitzbänke neu der Länge nach angeordnet und viel zu tief. Daher ist ein Blick nach draussen kaum möglich – vor allem für kleine Menschen ist das eher schlecht», so ein Passagier.
Stehhöhe musste wegen EU-Standards angepasst werden
Doch wie konnte es nur dazu kommen? Beim ZSG hat man Kenntnis davon, dass bei einigen Gästen die Seitenfenster, Sitztiefe und das Dach der neuen Schiffe nicht gut ankommen.
Wie es im Bericht weiter heisst, handle es sich jedoch um keinen Fehler. Stattdessen sei eine EU-Richtlinie für die Art und Weise, wie das Schiff gebaut wurde, verantwortlich. Das teilt Sonja Randjelovic, Mediensprecherin der ZSG, auf Anfrage der Gratiszeitung mit.
«Die Stehhöhe der alten Limmatboote betrug 1,85 Meter. Aufgrund der in der EU geltenden Mindeststandards musste die Stehhöhe der neuen eLimmatboote um zehn Zentimeter auf 1,95 Meter erhöht werden», so Randjelovic. Dementsprechend würden die Sitze weiter nach unten rutschen.
Zudem sei es auch aufgrund des Behindertengleichstellungsgesetzes nicht mehr möglich, die hohen Podeste zu bauen, auf denen bei den alten Limmatbooten die Sitze montiert worden seien. (dzc)
*Name bekannt