Am Sonntagmittag gerieten in Zürich-Oerlikon ein Buschauffeur und ein Velofahrer aneinander. Der Velofahrer, etwa Mitte 20, bestand darauf, dass er Vortritt gehabt hätte. Er wurde nicht nur laut, sondern sprühte dem Busfahrer durchs offene Seitenfenster auch noch gleich eine Ladung Pfefferspray ins Gesicht – und flüchtete.
Der Buschauffeur musste die Fahrt sofort beenden. Im Bus breitete sich der beissende Duft so schnell aus, dass das Fahrzeug nicht mehr für den Linienverkehr eingesetzt werden konnte. Der Bus musste zur Reinigung in ein Depot gebracht werden, teilt die Stadtpolizei Zürich mit.
Augenzeugin stand direkt daneben
Ruzica Petrovic (61) stieg vor der Attacke an der Neubrunnenstrasse aus dem Bus und beobachtete den Vorfall vom Trottoir aus. «Der Velofahrer kam rasant den Hügel runter und fuhr fast in den 64er-Bus, der links abbiegen wollte. Da wurde er so wütend, dass er schnurstracks um den Bus herumging, den Pfefferspray zückte und den Fahrer sofort angriff.»
Petrovic bekam ebenfalls fast eine Ladung ab. Sie stand nur wenige Meter daneben, konnte noch den Arm heben, um ihr Gesicht zu schützen. «Ich fürchtete mich. Die Angst sitzt mir auch heute, einen Tag danach, immer noch in den Knochen.» Die 61-Jährige ist schockiert, dass «solche Leute» in ihrem Quartier unterwegs seien. Der Velo-Rüpel wurde laut Polizei noch nicht gefasst.
Heftigkeit der Angriffe nimmt zu
Laut den Verkehrsbetrieben Zürich (VBZ) gehe es dem Busfahrer den Umständen entsprechend gut. «Er wird bald wieder fit sein», sagt VBZ-Mediensprecherin Silvia Behofsits. Den Fall will sie wegen der laufenden Ermittlungen der Polizei nicht kommentieren, ganz allgemein verurteilen die VBZ aber Gewalt gegen ihr Personal.
Die Tätlichkeiten gegen Fahrer und Kontrolleure hätten zwar zahlenmässig nicht zugenommen, wohl aber die Heftigkeit der Angriffe. «Unsere Angestellten werden deshalb laufend in Deeskalation geschult», so Behofsits.
Das Problem kennen auch andere Verkehrsunternehmen im Kanton Zürich. So hat Mitte Mai in Adlikon ein Passant einem Chauffeur der Verkehrsbetriebe Glatttal (VBG) bei einem Streit die Nase gebrochen. Auch die VBG-Mediensprecherin Katharina Schaffner sagt zu BLICK: «Wir verurteilen jegliche Gewalt an unseren Fahrdienstmitarbeitenden scharf.»