Auf dem Pausenhof der Sekundarschule Berg in Gossau ZH gibt es derzeit nur ein Thema: den Zoff ums Edelweiss-Hemd. Zehn Schüler sind am letzten Freitag mit dem hellblauen Hemd zum Unterricht erschienen – und haben damit eine Riesenwelle ausgelöst. Eine Lehrerin wollte den 14- bis 16-jährigen Jungs und Mädchen den Aufzug verbieten, weil er rassistisch sei. Gestern stellte die Schulleitung klar: An der Sekundarschule Berg gibt es kein Verbot von Edelweiss-Hemden.
Die Schüler können die Aufregung nicht verstehen. «Uns hat das nicht gestört. Soll doch jeder tragen, was er will», sagt ein Bub zu BLICK. Und auch Schulleiter Patrick Perenzin (46) hat mit dem Wirbel nicht gerechnet.
Nicht mit dieser Welle gerechnet
In einer Sitzung hat er am Montagmorgen das Gespräch mit den betroffenen Schülern, dem Schülerpräsidenten und Elternvertretern gesucht. Nach ihrem Auftritt vom Freitag hätten die Jungs und Mädchen mittlerweile kalte Füsse bekommen: «Die Schüler haben nicht damit gerechnet, so eine Welle auszulösen», sagt Perenzin.
Der Dresscode sei, wie an jeder Schule, ein Dauerthema. «Im Sommer sind es die ultrakurzen Hotpants, jetzt das Edelweisshemd. Jedes Outfit sendet ein Signal», sagt der Direktor. Und: «Die Schüler befinden sich in der Pubertät. Da ist Provokation ein grosses Thema. Sie versuchen in dem Alter, ihre eigene Position zu finden.»
Generell gelte an seiner Schule aber eine klare Regel: «Solange die anderen nicht beim Schaffen gestört werden, kann jeder das tragen, was er will.» Fest steht: Im Edelweiss-Hemd ist am Montag niemand zum Unterricht erschienen.
Kosovo-Flagge mit Schweizerkreuz übermalt
Unter den Schülern wird nun spekuliert, was Auslöser für den patriotischen Auftritt am Freitag gewesen sein könnte. «Vor ein paar Wochen wurde eine Kosovo-Flagge, die im Treppenhaus an die Wand gezeichnet war, mit einem Schweizerkreuz übermalt», sagt ein Schüler.
Patrick Perenzin bestätigt den Vorfall, sagt aber, dass dieser laut den betroffenen Schülern nichts mit ihrem Auftritt vom Freitag zu tun hätte. Der Schulleiter wünscht sich nun, dass wieder Ruhe einkehrt: «Ich will eine friedliche Schule haben.»